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Panorama Megaschiffe für die Kreuzfahrer von heute

Auf die Animations-Resorts und All-Inclusive-Hotels folgen nun die Kreuzfahrtschiffe. Ein Ende des Trends ist vorerst nicht in Sicht, im Gegenteil. Immer grössere Schiffe werden gebaut. Wo sie hinfahren, ist beinahe egal.

«Harmony of the Seas»

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Der Trend zu immer grösseren Kreuzfahrtschiffen hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Mit der «Harmony of the Seas» wurde heute das grösste Kreuzfahrtschiff der Welt an den Eigentümer, die Royal Caribbean International (RCI), übergeben.

66,5 Meter breit, 361 Meter lang und Platz für 6360 Passagiere – das ist vorerst der Höhepunkt des touristischen «Wettrüstens» auf See. Vorerst, «denn theoretisch geht es noch grösser», sagt Alexis Papathanassis, Professor für Kreuzfahrtmanagement und e-Tourismus an der Universität Bremerhaven.

Alexis Papathanassis

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Nach dem Studium in London und Hannover war Papathanassis für mehrere Jahre für den Reiseveranstalter TUI als Manager tätig. Seit 2005 lehrt er als Professor an der Hochschule Bremerhaven und erforscht dort das Geschäft mit Kreuzfahrten.

Ob es dann aber auch in der Praxis so komme, bleibe abzuwarten. Denn nicht für jede Kreuzfahrtgesellschaft mache es wirklich Sinn, noch grösser zu bauen. «Hinzu kommt, dass die Zahl der Werften, die solche Megaschiffe bauen können, begrenzt ist». so Papathanassis. «Und das ist auch gut so, denn dann kann man nicht so schnell in Überkapazitäten kommen, wie das vielleicht zuweilen bei Hotels an Land der Fall ist.»

Schiff interessanter als das Reiseziel

Das Ende des Kreuzfahrt-Booms, es wurde schon oft vorhergesagt – gekommen ist es bisher nicht, aber in Sichtweite gelangt. «Ich denke, dass sich das Wachstum verlangsamen wird und es ab 2020 zu einer Stagnation auf dem nordamerikanischen Markt kommt», so Papathanassis. Europa würde das aber wohl zeitversetzt erst zehn Jahren später treffen. «Aber, das ist eine Modellaussage, die so nicht eintreffen muss.»

Denn die Kreuzfahrtgesellschaften sind erfinderisch, wenn es darum geht, Geld zu verdienen. Mittlerweile machen die Einnahmen an Bord 25 Prozent des Umsatzes aus, Tendenz steigend. «In Nordamerika zahlen Gäste vor allem in Bars und Casinos – in Europa zumeist für Ausflugspakete», so der Kreuzfahrt-Professor.

Ein zweiter grosser zu beobachtender Trend: «Nicht mehr das Ausflugsziel ist das Event sondern das Schiff selbst.» «Floating Resorts», nennt sie Papathanassis. Die «Harmony of the Seas» ist dafür das beste Beispiel. Das Schiff wirbt laut Eigentümer Royal Caribbean International (RCI) mit Superlativen en masse. Beispiele gefällig?

  • Grösstes Kreuzfahrtschiff der Welt (227'000 Tonnen Bruttoraumzahl)
  • Energieeffizientestes Kreuzfahrtschiff der Welt
  • Längste Rutsche auf See (mehr als 30 Meter)
  • Schnellstes Internet auf See

«Harmony of the Seas»

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Bis November wird das Schiff im westlichen Mittelmeer unterwegs sein. Erst dann siedelt die «Harmony of the Seas» in ihren künftigen Heimathafen Port Everglades in Florida über. Ein noch namenloses Schwesterschiff ist bereits im Bau und soll im März 2018 zur Flotte von Royal Caribbean stossen.

Sicheres Ferienziel Kreuzfahrtschiff

Viele Experten bringen den Kreuzfahrtboom aber auch mit unsicheren Destinationen und dem islamistischen Terror in Zusammenhang. Alexis Papathanassis erscheint diese Hypothese nach eigener Aussage nicht abwegig, auch wenn sie sich nicht durch Statistiken belegen lasse.

«Aber auf einem Kreuzfahrtschiff ist man schon in einer relativ sicheren Umgebung.» Allerdings sei auch ein terroristischer Anschlag nicht gänzlich auszuschliessen, wie die Vergangenheit schon gezeigt habe. «Aber», gibt Papathanassis zu bedenken, «durch die Vielzahl an Sicherheitsmassnahmen und strengen Kontrollen beim Check-In sind Kreuzfahrtschiffe kein leichtes Ziel für Terroristen».

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