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Struktur-Simulation eines Planeten
Legende: Gemäss den Berner Forschern ist der neunte Planet ein kleiner Eisriese mit einer Hülle aus Wasserstoff und Helium. universität bern

Panorama So könnte der neunte Planet aussehen

Er wirkt nahezu mystisch, der bisher unbekannte Planet, der Berechnungen zufolge weit jenseits des Neptun seine Bahn zieht. Gesehen hat ihn noch niemand. Astrophysiker der Universität Bern haben nun mithilfe eines Computermodells bestimmt, wie er aussehen könnte.

Anfang des Jahres versetzte die Meldung zweier Forscher vom California Institute of Technology die Fachwelt in Aufruhr: Aus der Bewegung von Objekten im sogenannten Kuiper-Gürtel hatten sie die Existenz eines bisher unbekannten Planeten berechnet. Seither sammeln Forschende weltweit Informationen, um ihn auf seiner weitläufigen Umlaufbahn zu lokalisieren.

Bisher acht Planeten

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2006 wurde Pluto zum Zwergplaneten degradiert. Seitdem gibt es bislang nur noch acht offiziell anerkannte Planeten in unserem Sonnensystem: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun.

Unter den Wissenschaftlern sind auch Esther Linder und Christoph Mordasini von der Universität Bern. Sie simulierten mittels Computermodellen, wie sich «Planet 9» seit der Geburt des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren entwickelt haben müsste. Von ihren Erkenntnissen berichten sie im Fachjournal «Astronomy & Astrophysics».

Demnach hat dieser neunte Planet einen Radius, der 3,7 Mal demjenigen der Erde entspricht. Seine Temperatur liege bei minus 226 Grad Celsius, wie die Universität Bern mitteilt.

Himmelskörper mit Eigenwärme

Die beiden Berner Astrophysiker vermuten, dass der mysteriöse Himmelskörper ein kleiner Eisriese mit einer Hülle aus Wasserstoff und Helium ist – quasi eine kleinere Version von Uranus und Neptun. Die von ihnen berechnete Temperatur von minus 226 Grad Celsius deute darauf hin, dass der Planet selbst Wärme abstrahlt, schreibt die Uni Bern.

Wenn der Planet selbst keine innere Energie hätte, läge seine Temperatur bei nur minus 263 Grad Celsius, erklärte Linder. «Denn dann würde die Strahlung lediglich aus dem reflektierten Sonnenlicht bestehen.»

Dieser innere Energiefluss, der vom Abkühlen des Planeteninneren herrühre, bedeute auch, dass der Himmelskörper im Infrarot-Bereich viel heller strahlt als im sichtbaren Wellenlängenbereich. Denn aufgrund seiner grossen Entfernung zur Sonne reflektiert «Planet 9» das Sonnenlicht nur schwach.

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Mehr als bloss ein Massepunkt

«Aufgrund unserer Studie ist der neunte Planet jetzt mehr als bloss ein Massepunkt, durch diese physikalischen Eigenschaften nimmt er Gestalt an», lässt sich Christoph Mordasini in der Mitteilung zitieren.

Gemäss weiteren Berechnungen der beiden Forschenden hatten bisherige Himmelsdurchmusterungen nur eine geringe Chance, ein Objekt mit weniger als 20 Erdmassen zu entdecken. Einen Himmelskörper mit mehr als 50 Erdmassen hätte jedoch die Nasa-Sonde «Wide-field Infrared Survey Explorer» aufspüren müssen. Damit ergebe sich eine interessante obere Massegrenze für «Planet 9», so Linder.

Künftige Teleskope wie das «Large Synoptic Survey Telescope», das derzeit in Chile gebaut wird, oder spezielle Suchaktionen werden den neunten Planeten aufspüren können, sind die beiden Forschenden überzeugt. Oder seine Existenz ausschliessen.

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