Bei den schweren Unwettern und Überschwemmungen im deutschen Bundesland Baden-Württemberg ist die Opferzahl auf vier gestiegen. Am Sonntagabend starb ein 13 Jahre altes Mädchen an einer Bahnstrecke, wie die Polizei in Aalen meldete.
Die Schülerin habe zusammen mit einem zwölf Jahre alten Jungen auf dem Heimweg unter einer neu gebauten Eisenbahnbrücke zwischen Schorndorf und Urbach Schutz vor dem Regen gesucht.
Während dieses Aufenthalts habe sich das Mädchen wohl zu nahe an die Gleise begeben und sei von einem vorbeifahren Intercity erfasst und getötet worden. Ihr Begleiter sei unverletzt geblieben, der Junge musste psychologisch betreut werden.
Helfer verunglückt tödlich
Derweil setzte die Polizei in Schwäbisch Gmünd die Suche nach zwei bereits als tot vermuteten Männern fort. Einer der zwei war ein Feuerwehrmann. Nach jüngsten Angaben war ein Mann in einer überfluteten Bahnunterführung in einen Schacht eingesogen worden und konnte sich nicht selbst befreien.
Als der Feuerwehrmann den Mann habe befreien wollen, sei er dann selbst mit eingesogen worden. Spezialkräfte der Polizei sollten am Montag versuchen, die Leichen zu finden und zu bergen, erklärte die Polizei in Aalen.
Hunderte Notrufe
In Baden-Württemberg verzeichneten die Behörden Hunderte Notrufe. An vielen Orten waren die Keller vollgelaufen und Unterführungen geflutet worden. Das Wasser stehe an einigen Stellen 1,70 Meter hoch, hiess es im Polizeipräsidium Ulm.
Besonders stark von Hochwasser betroffen sei der Kreis Biberach. Einsatzkräfte hätten zudem mit Folgen von Schlammlawinen, Erdrutschen und weggespülten Bäumen zu kämpfen. Auch in Bayern – in der Region Ansbach und Teilen des Landkreises Neustadt/Aisch – richteten Unwetter massive Schäden an.
Strassen wie Flüsse
Die Autobahn 7 sei wegen grosser Hagelkörner auf der Fahrbahn vier Stunden lang gesperrt gewesen. Wegen der prekären Lage kam im Innenministerium der landesweite Verwaltungsstab der Feuerwehr zusammen.
Auf Fotos lokaler Medien im Internet waren Strassen zu sehen, die reissenden Flüssen glichen. Autos wurden vom Schlammwasser mitgerissen, türmten sich verkeilt übereinander und wurden teilweise in Schaufenster von Geschäften geschleudert. Bei einigen Häusern stand das Wasser offensichtlich bis in Höhe der untersten Fenster.
Neckar für Schifffahrt gesperrt
Die Schifffahrt auf dem Neckar wurde unterdessen wegen des «katastrophalen Hochwassers» in den Nebenflüssen eingestellt. Die drei grössten Zuflüsse Kocher, Enz und Jagst führten teilweise die drei- bis sechsfache Wassermenge, sagte ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamts in Stuttgart.
Es herrschen hoher Wellengang und stellenweise gefährliche Strömungen an den Zuläufen, somit könnten auf dem Neckar wohl bis Mittwoch keine Schiffe durchfahren. Im Neckar selbst verteilt sich das Wasser und wird durch Wehre reguliert. Auf dem Rhein blieb die Wassermenge zunächst unter einem für Schiffe bedenklichen Wert.