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Panorama Wetterextreme 2012: Sibirische Kälte, tropische Hitze

SRF Meteo zieht Bilanz: Im zu Ende gehenden Jahr gaben vor allem die extremen Wetterwechsel zu reden. Im Februar erlebten wir eine Kälte wie seit Mitte der 80er Jahre nicht mehr, im August folgten Hitze wie seit dem Jahrhundertsommer 2003 nicht mehr. Ende November kehrte ein eisiger Winter zurück.

Winterspaziergang oberhalb Zollikon Mitte Dezember 2012: Der Winter liess sich Zeit, dann aber wurde es kalt und weiss.
Legende: Winterspaziergang oberhalb Zollikon Mitte Dezember 2012: Der Winter liess sich Zeit, dann aber wurde es kalt und weiss. Keystone

Das Jahr 2012 startete fulminant. Gleich zu Jahresbeginn fegte Orkan «Andrea» über uns hinweg. Dabei wurde die stärkste Böe auf dem Grossen Sankt Bernard mit 210 Kilometern pro Stunde gemessen. Der Schweizer Rekord von 268 Kilometern pro Stunde, während Orkan «Vivian» im Jahre 1990, ebenfalls gemessen auf dem Grossen Sankt Bernard, blieb aber unangetastet. Im Flachland wurde der Spitzenwert in Evionnaz (VS) mit 159 Kilometern pro Stunde gemessen.

Der Monat Januar brachte vor allem den Alpen riesige Schneemengen. Im Goms lagen während längerer Zeit mehr als 2 Meter Schnee. Bis Ende Januar war es aber immer noch extrem mild, und man fragte sich schon, ob es den mildesten Winter aller Zeiten gäbe.

Im Februar wurde diese Frage eindeutig geklärt. Aus Russland schwappte eine Kältewelle zu uns, wie wir sie seit den 80er Jahren nicht mehr erlebt hatten. In Samedan wurde in dieser Phase der Jahrestiefstwert von -35,1 Grad gemessen. Selbst im Flachland gingen aber die Werte unter -20 Grad zurück, im Thurgauer Tannzapfenland wurde ein Tiefstwert von -22,7 Grad registriert. Spektakulär waren aber auch die -18 Grad in der Nähe von Chiasso.

Frühling mit Schnellstart

Auf die grosse Kälte folgte schon in der zweiten Februarhälfte wieder deutlich mildere Luft, und so wurde es auf der Cimetta oberhalb von Locarno in einer Höhe von fast 1700 Metern über Meer bereits 14 Grad warm.

Der März sorgte landesweit für Frühlingsgefühle. Südlich der Alpen war es der wärmste März seit Messbeginn, landesweit wurden wir mit viel Sonnenschein verwöhnt. So war der März praktisch überall sonniger als der Juli, obwohl die theoretisch mögliche Sonnenscheindauer rund 30 Prozent tiefer ist.

Zu diesem Zeitpunkt glaubte man schon, dass sich der Jahrhundert-Frühling aus dem Vorjahr wiederholen würde. Spätestens als am Ostersonntag, dem 8. April, Flocken bis ins Flachland fielen, sah man sich eines Besseren belehrt. Der Mai startete wieder mit Hitze. Schon am 11. Mai gab es den ersten Hitzetag mit Temperaturen von mehr als 30 Grad. Umgehend, pünktlich zum Beginn der Eisheiligen, kam der nächste markante Kälteeinbruch.

Mit Petrus auf der Achterbahn

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Sommer am Zürichsee: Das Wetterjahr 2012 war besser als sein Ruf.
Legende: keystone

Das Beständigste am Wetter 2012 war das Unbeständige. In rascher Folge jagten sich die Extreme. Unter dem Strich war es an den meisten Orten deutlich zu nass, aber auch sonniger als normal. Mehr.

Im Sommer ewiges Warten auf die Hitze

Juni und Juli waren insgesamt eher nass und nur mässig warm, abgesehen von einzelnen Hitzetagen. Die Ausnahme machte im Juli der Südzipfel des Tessins. Das spektakulärste Wetterphänomen war eine Wasserhose am 21. Juli im unteren Zürichseebecken.

Im August stiegen die Temperaturen langsam an, und just mit dem Ende der Sommerferien stellte sich bei uns der Hochsommer ein. Ähnlich wie im Vorjahr erlebten wir in der zweiten Augusthälfte die wärmste Phase des Jahres, und so wurde erst am 20. August mit 36,9 Grad in Sitten die Jahreshöchsttemperatur verzeichnet. Es war im Übrigen die höchste in der Schweiz gemessene Temperatur seit dem Hitzesommer 2003.

Auf dem Jungfraujoch brachte die Hitzewelle einen absoluten neuen Rekord. 12,8 Grad wurden dort vorher noch nie verzeichnet, und die Nullgradgrenze lag bei 4700 Metern, basierend auf dem Radiosonden-(Wetterballon-)aufstieg in Payerne.

Im Herbst gingen Extreme weiter

Der September war eher wechselhaft, und am 12. September schneite es zum ersten Mal bis auf 1600 Meter herunter. Im Tessin fiel das Monatsende zum Teil extrem nass aus. In Camedo, der Grenzstation im Centovalli zu Italien, fielen am 26. September 215 Millimeter Regen, gleichzeitig gab es aber in Lugano nur 7 Millimeter. Mehr als 3 Tage fielen in Camedo sogar rund 400 Millimeter Regen.

Im Oktober verschärften sich die Temperaturunterschiede, zwischen dem Höchstwert in Buchs (SG) mit 29,0 und dem Tiefstwert auf dem Jungfraujoch mit -22,3 Grad lagen sagenhafte 51,3 Grad. Ebenfalls in Erinnerung bleibt der Wintereinbruch am letzten Oktoberwochenende. 33 Zentimeter Schnee in St.Gallen und 30 Zentimeter in Langnau im Emmental bedeuteten absolute Oktoberrekorde.

Generell war es im Mittelland zu jenem Zeitpunkt weiss. Nach einem milden November folgte pünktlich auf den Winterstart der nächste Kaltluftvorstoss. In der ersten Dezemberhälfte gab es immer wieder Schnee und es war lausig kalt.

 Da meldete sich auch La Brévine, das Sibirien der Schweiz zurück: Am 12. Dezember gab es einen Tiefstwert von -27,5 Grad, einen Tag später meldete Samedan -25,9 Grad und auch im Hinterthurgau wurde es mit -18 Grad extrem kalt. Jetzt droht aber Weihnachtstauwetter.

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