191 Objekte wurden dem Kunsthaus und dem Aargauer Kuratorium vorgelegt in diesem Jahr: Sie alle waren Teil der Bewerbung für einen Platz in der Ausstellung oder einen Förderbeitrag des Kuratoriums. Ein Viertel der Objekte hat es nun tatsächlich in die Ausstellung «Auswahl 14» geschafft.
Die Vielfalt ist gross: Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien, mechanische Installationen, Video-Projektionen. Ebenso vielfältig sind die Themen, mit denen sich die einheimischen Künstler befassen. Eine Gemeinsamkeit aber haben die Objekte, wie Kurator Thomas Schmutz betont: «Die Qualität der Aargauer Kunst ist sehr hoch. Die Künstler verstehen es, mit ihren Materialien umzugehen und Inhalte adäquat umzusetzen.»
Schmutz hat versucht, die vielfältigen Objekte sinnvoll zu ordnen. Dabei sieht es drei Leitmotive in seiner Ausstellung: «Es hat viele grosse Objekte, die die Räume fast füllen. Dann gibt es sehr viele Werke mit fotografischem Hintergrund. Und es gibt viele Objekte, die Geschichten erzählen.»
Aargauer Künstler machen Politik
Es gibt aber auch inhaltliche Parallelen. Aargauer Künstler wagen sich immer wieder an politische Themen, wie das Kunsthaus zeigt. Im ersten Raum begegnet man einer übergrossen, roten Boje. Die Boje ist auch ein Leuchtturm. Und sie ist auch ein Boot. «Damit symbolisiert dieses Objekt die Verzweiflung, aber auch die Hoffnung der Bootsflüchtlinge im Mittelmeer», erklärt Kurator Schmutz.
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Bild 1 von 7. Grosse Objekte prägen verschiedene Ausstellungsräume im Kunsthaus: Zum Beispiel «Baloon Nr. 1/14» von Beat Zoderer, mit einem Durchmesser von 3,5 Metern. Für diese Skulptur wurden zudem 24 Neonröhren verbaut und 240 Meter Stromkabel. Bildquelle: zvg.
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Bild 2 von 7. Gastkünstler an der «Auswahl 14» ist René Fahrni (Jahrgang 1977). Er verarbeitet Gips, Holz, Kleister, Seidenpapier und Hasendraht zu Objekten. «Irgendwo zwischen Modell und Attrappe» seien diese Objekte «Protagonisten einer Fantasiewelt», schreibt das Kunsthaus. René Fahrni ist ein ganzer Raum gewidmet. Dieses Objekt trägt den Titel «Here we are». Bildquelle: zvg.
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Bild 3 von 7. Ein weiteres Objekt von René Fahrni ist diese stark reduzierte Tanksäule. «No place to stay» heisst das Objekt. Fahrni spricht damit auf die Tatsache an, dass man zwar an Tankstellen halten muss, wenn einem das Benzin ausgeht. Trotzdem bleibt niemand lange an den Tankstellen stehen, es ist kein Ort, wo man bleiben will. Bildquelle: zvg.
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Bild 4 von 7. Eine wichtige Rolle spielt für die Aargauer Künstler auch das Internet: Diese Fotografie von Stefan Wegmüller («the visitor») ist ein Ausschnitt aus dem Online-Programm «Google Street View». Er fotografiert diesen Ausschnitt mit Blitz auf einem staubigen Bildschirm. Der Effekt: Man fühlt sich wie in einem vorbeifahrenden Auto an diesem Ort. Bildquelle: zvg.
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Bild 5 von 7. Der Umgang mit dem Medium Internet habe sich verändert, sagt Kurator Thomas Schmutz. Die Künstler würden die Bilderflut kanalisieren, sich vom Medium distanzieren. Beispiel: Beat Brogle («Stuhl_2012-02-23») legt hier Hunderte von Internet-Fotos von Stühlen übereinander - und kreiiert damit ein völlig neues Bild. Bildquelle: zvg.
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Bild 6 von 7. Fotografie und fotografische Kunst ist ein Leitmotiv der «Auswahl 14»: Auch Künstlerin Eva Maria Gisler (Fotogramm «Modell 08») arbeitet damit. Sie stellt Objekte auf lichtempfindliches Papier, belichtet dieses mehrfach und entwickelt damit faszinierende Farben und Formen. Bildquelle: zvg.
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Bild 7 von 7. Aargauer Künstler wagen sich aber auch an politische Themen: In dieser Video-Installation von Thomas Galler («Cats Rock») liest eine animierte Katze (Internet-Applikation «Talking Tom») revolutionäre Parolen. Daneben hat Galler in einer Vitrine Fotos von liegenden Katzen in Kairo platziert. Thema: Wunsch und Wirklichkeit im arabischen Frühling. Bildquelle: zvg.
Gleich daneben: Eine Serie von Bildern. Auf den ersten Blick einfache Strichzeichnungen mit Bleistift. Auf den zweiten Blick erkennt man: Nachgezeichnet sind hier Fluchtwege von Menschen aus Afrika, übertragen auf eine unsichtbare Karte des Mittelmeer-Raums.
Aargauer Künstler lieben das Internet
Ein weiteres, sich wiederholendes Thema ist das Internet. Auch Künstler bedienen sich im weltweiten Daten-Fundus. So hat ein Künstler zum Beispiel Hunderte von Fotos übereinander gelegt und verfremdet: Das ursprüngliche Objekt wird damit zu einem schattenhaften Umriss, wie gemalt.
Ein anderer Künstler fotografiert mit Blitz auf einem staubigen Bildschirm Ausschnitte aus dem Online-Programm «Google Street-View». Der Effekt: Die Bilder sehen aus, als ob sie tatsächlich vor Ort geknipst worden wären, aus einem vorbeifahrenden Auto.
«Das Thema Internet ist nicht neu», betont Kurator Thomas Schmutz gegenüber SRF. «Aber es gibt einen Umbruch: Die Faszination für das Medium ist einer gewissen Distanz gewichen.»
Aargauer Künstler sind am Puls der Zeit
Die Ausstellung im Aargauer Kunsthaus ist vielfältig: Sie dürfte damit auch bei einem breiten Publikum Anklang finden. Salopp formuliert: Jeder findet hier etwas, was ihm gefällt. Allerdings: Bei vielen Objekten erschliesst sich Sinn und Bedeutung erst durch Erklärung. Eine Führung oder das Lesen des Begleithefts ist daher schon fast Pflicht.
Die Besucher erhalten dafür einen breiten Einblick in die aktuelle Aargauer Kunstszene. Eine Kunstszene, die sich qualitativ auf sehr hohem Niveau bewege, wie Kurator Thomas Schmutz sagt. Nicht ganz ohne Stolz.
Denn auch das Aargauer Kunsthaus trage dazu bei: «Die Förderung durch Kunsthaus und Kuratorium im Aargau ist vorbildlich, dazu kommt die zentrale Lage zwischen den Kunstmetropolen Zürich und Basel. Aargauer Kunstschaffende sind am Puls der Zeit.»