Ein gesundes, neugeborenes Mädchen ist am späten Sonntagabend ins Babyfenster beim Kantonsspital Olten gelegt worden. Das Mädchen kam vor einigen Tagen zur Welt. «Es war eine Privatgeburt, das sehen wir an der Abnabelung», erklärt Gudrun Hochberger, Direktorin Pflege der Solothurner Spitäler AG auf Anfrage von Radio SRF. Das Baby bleibt für weitere medizinische Abklärungen im Spital.
Das Mädchen wurde um 23.30 Uhr ins seit Juni 2013 bestehende Babyfenster gelegt, wie die Solothurner Spitäler AG (SOH) am Montag mitteilte. Damit wurde erstmals ein Neugeborenes anonym ins Babyfenster gelegt.
«Es ist wenn – man das so sagen kann – ein Erfolg. Vor allem sind wir froh, dass alle Abläufe im Spital geklappt haben. Wir haben damit gerechnet, weil man davon ausgeht, dass pro Jahr ein Baby in einer Babyklappe abgegeben wird», so Gudrun Hochberger gegenüber Radio SRF.
Mutter kann sich noch melden
Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Olten-Gösgen wurden gemäss SOH informiert. Ein Vormund werde nun die Rechte und Pflichten übernehmen, wie sie im üblichen Fall den Eltern eines Kindes obliegen würden. Es werde darauf geachtet, die Privatsphäre des Mädchens zu wahren.
Die Mutter des Kindes kann sich bei der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde oder bei der Stiftung Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK) melden. Es werde ihr absolute Diskretion und unbürokratische Hilfestellung zugesichert, um für sie und das Kind die beste Lösung zu finden, heisst es in der Medienmitteilung.
Falls sich die Mutter nicht meldet oder falls sie sich meldet und das Kind zur Adoption freigibt, ist eine Adoption nach einem Jahr durch die künftigen Eltern möglich.
Das Babyfenster in Olten ist ein gemeinsames Projekt der SOH und der SHMK. Die Stiftung leistet Beratung und Direkthilfe an Frauen, Paare und Familien, die durch Schwangerschaft oder Geburt eines Kindes in Not geraten.
Mindestens sechs Babyfenster
Das Babyfenster wurde als ein Hilfsangebot für extreme Situationen eingerichtet. Es soll helfen, eine Kindstötung oder Kindesaussetzung zu verhindern. Wenn sich eine Mutter in einer ausweglosen Lage befindet, hat sie eine Möglichkeit, ihr Kind unerkannt in sichere Hände zu übergeben.
In der Schweiz gibt es mittlerweile mindestens sechs Babyfenster, nämlich in Einsiedeln, Bern, Davos, Olten, Zollikon und Bellinzona. Im Babyfenster von Einsiedeln, das 2001 als erstes in Betrieb genommen wurde, sind bisher neun Kinder anonym abgegeben worden. Auch in das im vergangenen Herbst eröffneten Fenster in Bern wurde bereits ein Baby gelegt.