Die Zweienhalle in Deitingen ist gross, sehr gross. Doch am Montagabend wirkte sie gut gefüllt. Rund 700 Personen verfolgten die Informationen von Kanton, Bund und Polizei zum geplanten Asyl-Zentrum. Viele Deitinger waren anwesend, aber auch Einwohner von umliegenden Gemeinden.
Was sie zu hören bekamen, gefiel den meisten nicht. Im Deitinger Schachen, aber auf Boden der Nachbargemeinde Flumenthal, soll auf einem Stück Land, das dem Kanton gehört, ein kantonales Asylzentrum für 180 Personen gebaut und Mitte 2016 eröffnet werden. Zwei oder drei Jahre später soll dann der Bund das Zentrum übernehmen und für 250 Asylsuchende ausbauen.
«Ein grössenwahnsinniges Projekt»
«Ist das jetzt beschlossene Sache?» wollten einige Votanten von Regierungsrat Peter Gomm wissen. Ernüchterung machte sich breit, als vielen klar wurde: Das Projekt lässt sich nicht verhindern. «Aus der Optik der Regierung wollen wir das Zentrum realisieren», sagte Gomm zu einer entsprechenden Frage.
Dass der Stadtammann von Bremgarten/AG über die positiven Erfahrungen seiner Gemeinde mit einem Asylzentrum des Bundes berichtete, konnte die Deitinger nicht besänftigen. Im Gegensatz zu Bremgarten habe Deitingen nicht 7500, sondern nur 2000 Einwohner, wurde moniert. 200 Asylbewerber seien also 10 Prozent der Bevölkerung, das Zentrum schlicht «zu gross, nicht tragbar, zu einschneidend», wie Gemeindepräsident Bruno Eberhard die Reaktionen zusammenfasste.
Angst vor Belästigungen
Wenig Wirkung zeigten auch die wiederholten Beteuerungen von Sozialdirektor Peter Gomm, beim Asyl-Zentrum in Egerkingen seien die Befürchtungen der Bevölkerung nicht eingetreten, der Betrieb laufe problemlos, es gebe gar weniger Kriminalität. Viele Deitinger haben trotzdem Sicherheitsbedenken. Und vor allem Deitingerinnen befürchten, im Regionalzug oder am Bahnhof noch mehr belästigt zu werden.
Mehr Informationen zum Thema
Die Regierung will solchen Bedenken Rechnung tragen, versprach Peter Gomm. Weniger ernsthaft wird die Regierung wohl den im Saal geäusserten Vorschlag prüfen, es sei eine Fussgängerbrücke über die Aare nach Flumenthal zu bauen, damit die Asylbewerber dort auf den Zug gehen könnten.
Das Flüchtlingselend macht betroffen
Die vielen kritischen Voten am Informationsabend wurden jeweils von grossem Applaus begleitet. Nur wenige Anwesende begrüssten die Pläne der Regierung. Eine Deitingerin zeigte sich betroffen vom Flüchtlingselend: «Uns geht es so gut. Wir können im Coop aus 40 Sorten Joghurt auslesen. Habt doch keine Angst.»
Nicht diskutiert wurden die Vorteile, welche ein kantonales Asyl-Zentrum hätte. Der Kanton würde den beiden Sozialregionen, zu welchen Deitingen und Flumenthal gehören, gar keine Asylbewerber mehr zuweisen.