Die Planung des Bundes sieht im Aargau erst für das Jahr 2040 einen Ausbau der A1 vor. Das sei unverständlich, hiess es am Dienstag im Grossen Rat.
Mit 81 zu 46 Stimmen hat der Rat eine Standesinitiative beschlossen, welche vom Bund nun ein höheres Tempo beim A1-Ausbau verlangt.
Grüne: «Zwängerei»
Von grüner Seite wurde die Standesinitiative als absurd und Zwängerei weitab von realistischen Lösungen dargestellt. Man müsse mit anderen Massnahmen zu weniger Verkehr kommen, etwa in Form von Verkehrslenkungsmassnahmen oder in Form von gesellschaftlichen Lösungen.
Gegen die Einreichung der Standesinitiative sprachen sich auch EVP, GLP und SP aus. In einem Streitgespräch des Regionaljournals Aargau Solothurn von Radio SRF sprach sich SP-Grossrat Jürg Caflisch grundsätzlich gegen mehr Strassen aus: «Der Verkehr wird noch mehr zunehmen, wenn man ihn noch mehr fliessen lässt. Dann muss man die A1 schon bald auf 8 Spuren ausbauen. Man fördert mit neuen Strassen nur, dass die Menschen noch mehr ins Grüne wohnen gehen. So kann es nicht weiter gehen».
Wir müssen damit leben lernen, dass es Stau gibt.
Für die Überweisung der Standesinitiative stimmten im Grossen Rat CVP, BDP, FDP und SVP. Es gehe nicht um mehr Strassen, sondern um eine höhere Priorisierung eines bereits beschlossenen Projektes, hiess es von Seiten der FDP.
Bürgerliche: «Es pressiert»
Baudirektor Stephan Attiger (FDP) bezeichnete das Geschäft als dringend, weil die Vernehmlassung auf Bundesebene bereits am Laufen sei. Wenn das Nationalstrassennetz nicht funktioniere, sei auch das lokale Strassennetz davon betroffen. Gerade auf einer Achse, auf der 120'000 Autos pro Tag verkehren, müsse die Kapazität verbessert werden.
Wir wollen den Verkehr nicht in den Dörfern
Im Streitgespräch auf Radio SRF sagte Hansruedi Hottiger von der CVP-Fraktion: «Wir haben in den Randregionen die genau gleich breiten Autobahnen wie hier, wo viele Leute wohnen. Das macht einfach keinen Sinn. Mit dem A1-Ausbau wird ein Engpass beseitigt».
Im Richtplan ist die A1 schon sechsspurig
Die A1 durchfährt den Kanton Aargau zwischen Rothrist und Spreitenbach auf einer Länge von rund 48 Kilometern. Ein Teil davon, das Teilstück zwischen der A1/A3-Verzweigung Birrfeld und der Kantonsgrenze bei Spreitenbach AG/Dietikon ZH, ist schon heute auf sechs Spuren ausgebaut.
Der Grosse Rat verlangt nun, dass auch die Kapazität auf dem Abschnitt zwischen Aarau-Ost und dem Birrfeld erweitert wird. Und zwar schneller als Bund vorgesehen.
Entsprechende planerische Vorarbeiten hatte der Kanton Aarau in den letzten Jahren bereits geleistet. Im kantonalen Richtplan wurde der Sechsspur-Ausbau 1996 provisorisch und dann 2009 definitiv festgelegt.