«Wir haben einmal ausgerechnet, wie viel Zeit unsere Derendinger Schulen pro Jahr für das Qualitätsmanagement brauchen und wie viel Geld das kostet», erklärte FDP-Kantonsrat und Derendinger Gemeindepräsident Kuno Tschumi im Ratssaal. Obwohl die Abklärungen noch nicht fertig sind, ist das Resultat laut Tschumi sehr interessant: «Wir sind bereits jetzt bei 100‘000 Franken angekommen.» Wenn man das auf alle Solothurner Schulen anwende, dürfte man auf mehrere Millionen Franken kommen, und das sei zu viel.
Breite Unterstützung fast aller Parteien
Dieser Meinung waren die meisten Sprecher der Kantonsrats-Fraktionen. Die gross angelegte externe Evaluation alle fünf Jahre sei zu viel des Guten. Mit der Einführung der geleiteten Schulen im 2005 liefere die interne Kontrolle schon einen grossen Beitrag.
«Wir geben mittlerweile zu viel Geld aus für die Kontrolle der Volksschulen, Aufwand und Ertrag stimmen nicht überein», erklärte Peter Brotschi im Namen der grössten Fraktion, von CVP/EVP/GLP/BDP.
FDP vermutet «Papiertiger»
Auch FDP und SVP orteten Sparpotenzial. «Die internen Evaluationen zeigen bereits ein gutes Bild unserer Volksschulen», so SVP-Kantonsrat Thomas Eberhard, der als Sprecher der Bildungs- und Kulturkommission die gleiche Meinung vertrat. Die FDP sprach ihrerseits von einem grossen Papiertiger, der hier produziert werde.
Selbst die SP, welche Einsparungen bei der Bildung meist eher kritisch gegenüber steht, befürchtet einen übermässigen Aufwand, den der Kanton derzeit betreibt. «Alle fünf Jahre eine externe Evaluation, das ist zu viel.»
Grüne wehrten sich gegen die Einsparung
Einzig die Grünen waren gegen die Einsparung von einer Million Franken. «Bisher hat ja erst ein Drittel der Schulen das neue Qualitätsmanagement eingeführt», argumentierte Felix Wettstein (Grüne). Es sei zu früh, diese Übung jetzt schon abzubrechen.
Regierung sagt «Ja, aber...»
Die Regierung, welche den Auftrag nicht erheblich erklärten wollte, zeigte am Schluss der Debatte Verständnis für das Anliegen. Bildungsdirektor Klaus Fischer machte klar, er habe gewisse Sympathien dafür. «Störend ist, dass wir von einer Million Franken Einsparpotenzial reden. Vielleicht ist es weniger, vielleicht aber auch mehr. Diese Zahl schränkt uns aber ein.»
Der Kantonsrat ging auf dieses Argument nicht ein, und sprach sich für den Auftrag aus, mit 86 Ja-Stimmen bei 8 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen.
Dass der Kanton in Sachen Qualitätsmanagement nun wieder zurück buchstabieren muss, findet Fischer im Interview mit dem Regionaljournal nicht störend. Dieses Hin und Her sei ein Stück weit nötig, um die richtige Balance zu finden. Und es seien ja nicht zuletzt die Kommissionen im Kantonsrat gewesen, die vor einigen Jahren gefordert hatten, die Lehrer und Schulen müssten genauer kontrolliert werden.
«Bei der Bildung darf kein Stillstand herrschen.»
Die Tatsache, dass er das Bildungsdepartement in diesem Sommer nach acht Jahren abgibt und wenig Ruhe hinein gebracht hat, liege in der Natur der Sache, so Bildungsdirektor Fischer. «Bei der Bildung darf kein Stillstand herrschen. Mein Vater war früher auch Lehrer und hatte immer wieder mit Veränderungen zu tun.» Zudem seien die letzten acht Jahre geprägt gewesen von diversen Projekten, welche er habe umsetzen müssen. Und Klaus Fischer gibt auch zu, dass er früher als Lehrer auch kein Fan von unzähligen Formularen war.