Das Wichtigste in Kürze
- SP Solothurn setzt bei Wahlen 2017 vor allem auf Telefonkampagnen. Das ist neu.
- FDP Solothurn setzt aufs Bild und hängt vor allem Plakate auf.
- SVP Solothurn will Wähler mit Standaktionen und in den Beizen mobilisieren.
- CVP Solothurn macht von allem ein bisschen.
Gut möglich, dass Sie als Solothurner oder Solothurnerin demnächst von einem SP-Mitglied angerufen werden. Die SP Kanton Solothurn setzt nämlich bei den Wahlen 2017 vor allem aufs Telefon. Das heisst: Potenzielle Wähler werden direkt per Telefon kontaktiert und mobilisiert, am 12. März für die SP zu stimmen. Ein paar Stichworte zur kantonalen Telefonkampagne der SP:
- Die SP macht knapp 30 Anlässe, an denen Personen unter Anleitung Wähler anrufen.
- 350 SP-Mitglieder und Sympathisanten telefonieren an diesen Anlässen rund 7000 Personen.
- Die SP stellte für die Wahlen während 6 Monaten einen Kampagnenleiter zu 100 Prozent an.
Telefonate erhalten SP-Mitglieder, Freunde, Bekannte, Verwandte und «SP-Sympathisanten». Lukas Uetz ist der externe Kampagnenleiter und erklärt: «Das sind Personen, die vielleicht mal bei einem Wettbewerb oder sonst wo angegeben haben, dass die SP sie kontaktieren darf».
Auf den ersten Blick sind Telefonkampagnen nichts Neues: Das gab es bereits bei den eidgenössischen Wahlen 2015 sowie in Kantonen wie Zürich, Luzern, Basel-Stadt oder auch im Aargau: Dort holte die SP letzten Herbst überraschend fünf zusätzliche Sitze im Kantonsparlament.
Neu ist, dass die Solothurner vor allem aufs Telefonieren setzen. SRF-Recherchen zeigen: Die SP Solothurn hat beispielsweise ein einziges APG-Plakat und produziert nur eine Wahlbroschüre für die Regierungs- und Kantonsratswahlen.
Solche Einschränkungen gibt es Anfrage weder in der SP Zürich, Basel-Stadt, Luzern noch im Aargau. «Ohne diese Einsparungen hätten wir keinen Kampagnenleiter anstellen können», so der Solothurner Parteisekretär Niklaus Wepfer.
FDP ist neugierig
Während die SP voll aufs Telefon setzt, haben die anderen grossen Solothurner Parteien andere Schwerpunkte. Die Solothurner FDP benutzt das Bild: Inserate, Flyer, Broschüren und vor allem Plakate sind wichtig, so Präsident Christian Scheuermeyer.
Und eine Telefonkampagne? «Wir haben das diskutiert, uns fehlen aber die Ressourcen», sagt Scheuermeyer. Wenn, dann müsse man so etwas richtig machen. Dafür brauche es gutes Datenmaterial, sprich Telefonnummern von Personen, die tatsächlich auch für die eigene Partei begeistert werden können. Scheuermeyer ist aber sehr wohl gespannt, wie der SP-Wahlkampf beim Volk ankommt.
CVP telefoniert im kleinen Rahmen
Auch die Solothurner CVP telefoniert, allerdings im kleinen Rahmen. Aktionen wie die der SP sind für Stefan Müller-Altermatt fast schon «Telefonterror». Er ist CVP-Nationalrat und Wahlkampfleiter der CVP Kanton Solothurn.
Die Partei hat sich hier für einen Wahlkampf-Mix entschieden: Plakate, Standaktionen, Inserate, Broschüren, Plakate und eben auch kleine Telefonanlässe. «Wir wollen ausserdem sicher gehen, alle Möglichkeiten ausgenützt zu haben», erklärt die CVP-Kantonalpräsidentin Sandra Kolly.
SVP ist sehr skeptisch
Gar nichts von Telefonanlässen hält die Solothurner SVP. «Das ist nicht unser Ding», erklärt Kantonalpräsident Silvio Jeker. Die Partei habe früher mal verschiedene Arten von Wahlkampf getestet, unter anderem auch eine Telefonkampagne. Letzteres habe sich aber nicht bewährt, meint Jeker.
Dabei bietet das Telefon einen sehr direkten Kontakt zum potenziellen Wähler und eignet sich damit doch für die Volkspartei? Nein, man gehe noch näher zum Volk, argumentiert Jeker.
Standaktionen seien ein gutes Mittel. Und: «In der Amtei Bucheggberg/Wasseramt gehen Kantonsräte regelmässig in Beizen und sprechen mögliche Wähler vor Ort an. Das ist ein fester Teil unseres Wahlkampfs», so Jeker.
Was meinen die Politologen?
Welcher Wahlkampf ist nun der Beste im Kanton Solothurn? Plakate aufhängen, Leuten anrufen, mit ihnen etwas trinken – oder von allem ein bisschen? «Die Effekte der SP-Telefonkampagne wurden meines Wissens bisher nicht systematisch untersucht», sagt Laurent Bernhard, Politologe an der Universität Zürich (NCCR Democracy).
Deshalb könne man wohl nur spekulieren, was solche Kampagnen bringen. «Man kann höchstens sagen, dass Kampagneneffekte, sofern sie überhaupt statistisch signifikant sind, in aller Regel nur einige Prozentpunkte ausmachen», so Bernhard.
«Vielversprechender Wahlkampf»
Es gibt nicht «den» Wahlkampf, sagt der Politologe Louis Perron: «Wenn eine Partei verliert, kann man auch nicht einfach sagen, dass der Wahlkampf schlecht war.» Von allem ein bisschen ist aber sicher keine schlechte Idee, findet Louis Perron. Er ist aber sehr gespannt auf das Resultat der SP im Kanton Solothurn.
Dass diese alles auf eine Karte setzt, findet der Politologe interessant und «mutig»: Die klare und durchorganisierte Telefonkampagne der SP sei «vielversprechend» und könnte sehr wohl Erfolg bringen. Dass bei solchen Telefonanlässen besonders viele Personen angerufen werden und dass ausserdem bekannte Solothurner «Zugpferde» dabei sind wie Ständerat Roberto Zanetti, das sei wichtig und gut.
(Regionaljournal Aargau Solothurn, 06:32 Uhr)