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Basel Baselland Alltag eines jugendlichen Straftäters im Arxhof

Seit Monaten macht der Fall Carlos Schlagzeilen. Ein extremer Einzelfall. Trotzdem rückt er das Schweizer Jugendstrafrecht in ein schiefes Licht. Doch wie sieht der Alltag von jugendlichen Straftätern in der Schweiz aus? Einblick in ein Leben eines Arxhof Bewohners.

P.W. ist wegen Körperverletzung verurteilt worden. Seit zwei Jahren lebt er im Arxhof, einem offenen Massnahmenvollzug im Kanton Baselland. Sein Tag fängt früh an, um 6.30 Uhr muss er aufstehen, kurz darauf zur Arbeit.

«Ich arbeite gerne»

Wie alle anderen Bewohner des Arxhof macht P.W. eine Lehre. Sie können aus verschiedenen Berufen auswählen, die sie alle auf dem Gelände lernen können. Dazu gehören etwa Schreiner, Koch oder Landschaftsgärtner. Ein Viertel der Bewohner macht lediglich eine Attest-Lehre, früher Anlehre genannt. Die anderen machen eine volle Lehre, die in der Regel drei Jahre dauert.

P.W. lässt sich zum Landschaftsgärtner ausbilden. «Ich arbeite gerne», sagt er. Die Arbeit mit den Pflanzen, mit der Natur gefalle ihm. P.W. ist seit zwei Jahren auf dem Arxhof und im zweiten Lehrjahr.

Schlägerei von Überwachungskamera aufgezeichnet

Zurzeit leben um die 40 junge Straftäter auf dem Arxhof. Die meisten von ihnen bleiben vier Jahre. Sie kommen alle aufgrund eines Gerichtsurteils auf den Arxhof. Die jungen Männer leben in verschiedenen Wohngruppen zusammen, sogenannten Pavillons. Je nachdem, ob sie Probleme mit Drogen, Gewalt oder dem Verhalten haben. P.W. und seine Mitbewohner sind Gewalttäter.

Die Regeln sind streng im Arxhof. Fernseh- und Computernutzung sind stark reglementiert. Handys sind verboten. Es soll anstrengend sein für die jungen Straftäter, erklärt Direktor Ursicin Poltera, der seit Februar im Amt ist. Die meisten von ihnen würden lieber ins Jugendgefängnis, wenn sie die Wahl hätten, ist Poltera überzeugt.

Wie funktionieren die Täter?

P.W. erzählt uns, wie es zur Tat kam. Er sei mit zwei Kollegen abends unterwegs gewesen, in der Stadt. «Wir waren angeheitert», erklärt P.W. Drogen und Alkohol waren im Spiel. «Dann hat es Probleme geben zwischen einem Kollegen und einem anderen Typen.» Das ganze artete in eine Schlägerei aus. P.W. wurde verhaftet, weil er von einer Überwachungskamera gefilmt worden war.

Einmal in der Woche trifft P.W. seine Psychotherapeutin. Mit ihr analysiert er die Tat, Schritt für Schritt. Das sei ein wichtiges Element der Therapie, erklärt die Psychologin. Das Ziel ist klar, er soll nach dem Arxhof ein deliktfreies Leben führen können. «Dazu muss er verstehen, wie er funktioniert hat, welche Faktoren dazu geführt haben, dass er eine solche Tat begangen hat», führt sie aus. In einem weiteren Schritt müsse er lernen, welches die Alarmzeichen seien und wie er damit umgehen könne.

Aber es sei ein langer und steiniger Weg, betont die Therapeutin. Das wird deutlich, wenn P.W. über die Gründe für seine Tat spricht. Auf die Frage, weshalb er denn zugeschlagen habe, antwortet er: «Diese Stärke herauszulassen, diesen Druck, den ich in mir hatte.» Zusammen mit der Mischung aus Alkohol und Drogen habe sich das dann halt entladen, erklärt P.W.

Klar ist: P.W. bekommt im Arxhof eine zweite Chance. Was er daraus macht, liegt ganz in seinen Händen.

Schweiz aktuell, 19.00 Uhr

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