Neben dem Bahnhof gibt es in Basel einen zweiten Platz, wo sich regelmässig Randständige versammeln: Der Claraplatz. CVP-Grossrätin Pasqualine Gallacchi betreibt dort ihre Apotheke und beobachtet, wie die Alkoholikerszene dort ständig wächst. «Viele Passanten fühlen sich dadurch gestört», sagt Gallacchi.
Zusammen mit anderen Grossrätinnen und Grossrätin hat sie darum einen Vorstoss eingereicht, der ein sogenanntes «Alki-Stübli» fordert. Also ein Raum, wo sich die Randständigen treffen und ihr Bier trinken können. Vorbild dafür ist das «La Gare» in Bern, das bereits seit über zehn Jahren existiert.
Schadensminderung statt Abstinenz
Dort hat man mit dem Angebot gute Erfahrungen gemacht. «Die Alki-Szene am Bahnhof, die wir noch vor elf, zwölf Jahren hatten, ist praktisch verschwunden», sagt Damaris Gutzwiller, Leiterin des «Alki-Stübli», das von der Stiftung «Contact» betrieben wird
Die Alkoholsüchtigen können ihr Bier oder sonstigen Alkohol selber mitbringen, solange der Alkoholgehalt nicht über 15 Prozent liegt. «Wir haben nicht das Ziel, dass sie keinen Alkohol mehr trinken», sagt Gutzwiller, «sondern wir wollen, dass sie in einer sicheren Umgebung sind. Statt draussen auf der Strasse und in der Kälte sind sie hier und können, wenn sie wollen, auch ihre Sorgen loswerden.»
Familiäre Atmosphäre
Drei Mitarbeiter kümmern sich um die Männer und Frauen, die täglich kommen. «Am wichtigsten ist, dass man niemanden aus den Augen verliert», sagt Chantal Zürcher, die seit dem ersten Tag im «La Gare» arbeitet. Wenn jemand ein paar Tage nicht auftaucht, frage sie auf der Strasse nach, ob er oder sie gesehen wurde.
Früher sei es häufiger zu aggressiven Auseinandersetzungen gekommen. Heute sei dies aber anders: «Die meisten halten sich an die Regeln. Es sind anständige Randständige», sagt Chantal Zürcher lachend. Und Snuffi, der im «La Gare» jeden Tag vorbeikommt und sein Bier trinkt, ergänzt: «Wir sind hier wie eine Familie. Das gefällt mir.»
(Regionaljournal Basel, 06:32)