Die Stimmen aus Sissach
Das Ergebnis ist klar: 90 Sissacherinnen und Sissacher äussern sich in einer nicht repräsentativen Umfrage am Dienstag kritisch gegenüber einer Fusion mit Basel-Stadt, nur 21 Befragte können sich eine Fusion vorstellen. Auffallend viele vermeintliche Befürworter wollen nichts zum Thema sagen. 31 wollten auf Anfrage keine Stellung nehmen. Man wolle nicht noch mehr Öl ins Feuer giessen, sagte stellvertretend ein Passant gegenüber dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF.
Bemerkenswert ist, dass unter den Befragten, die sich für eine Fusion aussprachen, viele Frauen, Jugendliche und Zuzüger befinden.
Die Ergebnisse sind keine Überraschung. Gegner und Befürworter erwarten, dass die Ablehnung in den ländlich geprägten Bezirken Sissach und Waldenburg am grössten ist. Spannend am Abstimmungssonntag wird die Frage, ob die Stimmberechtigen im oberen Baselbiet von den Unterbaselbieter überstimmt werden oder ob das Resultat auch im unteren Kantonsteil klar ausfällt.
Die Angst vor den Baslern
Die Fusionsgegner argumentieren vor allem mit ihren Emotionen. Sätze wie «Wir werden von den Baslern überfahren» oder «mit den Städtern will ich nichts zu tun haben» waren verschiedentlich zu hören. Es gibt jedoch auch Befürchtungen vor Steuererhöhungen oder dass ein solcher Fusionsprozess schlicht und einfach unnötig ist. «Es ist gut, so wie es im Moment ist», meint ein Passant.
Zurückhaltender zeigen sich die Fusionsbefürworter in Sissach. Leidenschaft ist nicht auszumachen. «Ich bin in Basel aufgewachsen und kann diese Animositäten nicht verstehen», sagte ein Zugezogener.
Fusionsdebatte richtet «Flurschaden» an
Ähnlich, wenn auch deutlich weniger giftig, tönt es im Streitgespräch zwischen den beiden Journalisten Philipp Loser, der für eine Fusion einsteht und Jürg Gohl, der gegen eine Fusion ist.
Gohl, Chefredaktor der Sissacher Zeitung «Volksstimme», sieht keine Vorteile in einer Fusion: «Sie ist unnötig. Man richtet im Vorfeld dieser Abstimmung nur Flurschaden an». Zudem befürchtet Gohl, dass das Oberbaselbiet bei einer Fusion an Bedeutung und Einfluss verliere.
«Tages-Anzeiger»-Redaktor Loser dagegen sieht die Diskussion als Chance. «Statt auf Argumente verlässt man sich hier viel zu fest auf die Emotionen», so Loser. Dass es bei einem Zusammenschluss mit Basel dem Oberbaselbiet schlechter geht, bezweifelt Loser: «Ich zahle seit meinem Umzug nach Basel gleichviel Steuern wie in Sissach» und dem oberen Kantonsteil gehe es heute gut, vor allem auch dank dem Finanzausgleich, bei dem die reicheren Gemeinden im unteren Baselbiet den Gemeinden im Oberbaselbiet finanziell unter die Arme greifen.