Barbara Stocker, Präsidentin des Schweizerischen Hebammenverbandes, erinnert sich an die Zeit, als sie selbst zur Hebamme ausgebildet wurde. Damals, vor 20 Jahren, seien bloss 18 von 100 Kindern mit einem Kaiserschnitt auf die Welt gekommen. «Früher musste jedes Mal der Chefarzt entscheiden, ob man einen Kaiserschnitt macht oder nicht. Ein Oberarzt durfte dies nicht selber beschliessen.»
Heute dagegen seien die Entscheidungswege nicht mehr so kompliziert. Dies habe zwar die Arbeit im Geburtssaal einfacher gemacht. Als Resultat davon sei jedoch auch die Zahl der Kaiserschnitte gestiegen. Im Basler Universitätsspital kommen 34 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt. Im privaten Bethesda-Spital sind es gar 45 Prozent.
Belegärzte entscheiden selbstständig
Interessant ist, dass schweizweit vor allem die Privatspitäler beim Kaiserschnitt stark zugelegt haben. Das Basler Bethesta-Spital ist hier keine Ausnahme. Auf die Frage, weshalb dies so sei, hat Spitaldirektor Thomas Rudin keine Erklärung: «Ob ein Kaiserschnitt stattfindet, entscheidet der behandelnde Arzt. Wir arbeiten mit Belegärzten, also haben wir keinen Einfluss darauf.» Worauf Thomas Rudin Wert legt: Es würden keine Kaiserschnitte aus wirtschaftlichen Gründen gemacht.
Barbara Stocker vom Hebammenverband liefert eine mögliche Erklärung, warum Privatspitäler häufiger Kaiserschnitt-Geburten durchführen als öffentliche Spitäler. Geburten seien so besser planbar. Für einen Belegarzt sei es unattraktiv, lange Zeit warten zu müssen, bis die Geburt stattfinde. Öffentliche Spitäler dagegen hätten rund um die Uhr Ärzte auf Pikett, die jederzeit einsatzbereit seien.
Kaiserschnitt gibt 8000 Franken
Finanzielle Überlegungen könnten jedoch durchaus auch eine Rolle spielen, ob ein Kaiserschnitt durchgeführt wird oder nicht. Nach Angaben des Krankenkassenverbandes Santesuisse erhalte das Bethesda-Spital für einen Kaiserschnitt 8000 Franken, eine normale Geburt werde dagegen mit 5600 Franken abgerechnet.
(Regionaljournal Basel, 17.30 Uhr)