Gleich mehrere Clubs mussten schliessen, ohne dass Ersatz in Sicht wäre. Zudem beklagen sich Ladenbesitzer über eine leere Innenstadt. Immer wieder macht der der Begriff von der «Schlafstadt» Basel die Runde. Am Stadtgespräch von Regionaljournal Basel und Volkshochschule beider Basel unter Leitung von Redaktorin Rahel Walser wurden im Hotel «Les Trois Rois» Probleme benannt und Lösungen gesucht.
Die Zusammenfassung
Konzertveranstalterin Stefanie Klär möchte von den Behörden ernster genommen werden. Und Pro Innerstadt Geschäftsführer Mathias Böhm wünscht sich mehr Kulanz bei der Anwendung geltender Regulierungen. Volkswirtschaftsdirektor Christoph Brutschin kann dieses Anliegen zwar nachvollziehen, gibt ihm aber gleichzeitig eine klare Absage, da es den Rechtsstaat in Frage stellt.
Podiumsdiskussion
Wird Basel zur Schlafstadt? Und wie kann man diese Entwicklung stoppen? Das Podium des Regionaljournals Basel und der Volkshochschule beider Basel erörterte diese Fragen aus Sicht von Verwaltung, Gewerbe und Veranstaltern. Eine pfannenfertige Antwort konnte es indes nicht liefern.
Publikumsdiskussion
Das Publikum beschäftigten vor allem die Reglemente. Diese seien für neu eröffnete Restaurants strenger als bisher und nirgends in der Schweiz so streng wie in Basel. Regierungsrat Christoph Brutschin dementierte das und verwies auf einen Bundesgerichtsentscheid, der für die ganze Schweiz gelte. Weiter wurde ein «Konzept Nachtleben» gefordert, wie es die Stadt Bern kenne, oder auch Gratisparkhäuser.
Dass die Ansprüche an eine Stadt zugenommen haben, darüber waren sich alle Beteiligten auf dem Podium einig: Einerseits soll Basel urban, lebendig und modern sein, gleichzeitig aber auch ruhig und eine angenehme Wohnumgebung bieten. Wie dieser Spagat zu meistern sei, darüber gingen die Meinungen auseinander.
Stefanie Klär ist Konzertveranstalterin und Co-Präsidentin des Vereins «Kultur und Gastronomie». Sie wünscht sich von Verwaltung und Regierung vor allem mehr Anerkennung für die Arbeit derjenigen, die im Ausgangssektor arbeiten. «Wir sind Profis. Ich fühle mich aber häufig eher wie ein Schulmädchen behandelt.»
Reglementierungen müssen angewandt werden. Aber man kann sie ändern
Auch Pro Innerstadt-Geschäftsführer Mathias Böhm wünscht sich, dass der Sektor «Ausgang» als Wirtschaftsfaktor ernst genommen wird. Er hofft darauf, dass bestehende Regulierungen mit mehr Augenmass angewendet werden: «Sonst wird jede Initiative im Keim erstickt.»
Der Basler Volkswirtschaftsdirektor Christoph Brutschin kann einen solchen Wunsch nicht erfüllen: «Bestehende Reglementierungen müssen angewendet werden. So funktioniert ein Rechtsstaat.» Gleichzeitig signalisiert Brutschin aber Offenheit. Die Dinge könnten sich ändern, meint er: «Auch ich bin gegen unzeitgemässe Reglemente. Aber diese gehören auf demokratischen Weg abgeschafft.» Als Beispiel einer veralteten Richtlinie nannte er Verordnungen zu Bass-Lautstärken, welche noch aus den 90er Jahren stammen. Brutschin forderte die Ausgehbranche dazu auf, politisch aktiv zu werden, um solche Bestimmungen zu ändern.
Eine Frage der Haltung
Sozialwissenschaftlerin Tanja Klöti ortet das Problem weniger bei konkreten Reglementierungen. Für sie ist die Frage «Was ist eine lebendige Stadt?» eine Frage der Haltung und der vorherrschenden Kultur. Sie fordert die Verwaltung auf, sich vermehrt auf eine Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und den Profis des Nachtlebens und den innovativen Unternehmern einzulassen.
Das Stadtgespräch machte deutlich, dass sich alle Akteur und Akteurinnen bewusst sind über den Handlungsbedarf. Alle wollen in Zukunft auch mehr miteinander ins Gespräch kommen. Gleichzeitig wurde aber auch klar, dass es keine schnelle Lösungen gibt.