Von der Oberstadt her sieht man die Funiculaire-Station kaum: Das kleine, unscheinbare Häuschen ist versteckt hinter Bäumen neben dem Python-Platz. Deshalb gilt: immer der Nase nach. Dort, wo es am meisten stinkt, dort ist man richtig. Denn das Funiculaire ist europaweit das einzige Bähnchen, welches mit Abwasser betrieben wird.
Beide Wagen des Funiculaires haben einen Wassertank unter der Fahrerkabine. «Der obere Wagen wird jeweils mit Abwasser gefüllt und zieht so durch das schwerere Gewicht den unteren Wagen nach oben», sagt Marcel Gauch, einer von vier Funiculaire-Chauffeuren im «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF. Unten wird der Tank dann geleert und das Abwasser gelangt wieder in die Kanalisation. Die Geschichte des Funiculaires geht zurück bis Ende des 19. Jahrhunderts. Treibende Kraft hinter einer Standseilbahn war Paul-Alcide Blancpain, Gründer der Cardinal-Brauerei.
«Die Brauerei war damals noch in der Unterstadt, nahe der Unterstation des Funiculaires», so Marcel Gauch. Das Funiculaire habe deshalb sowohl Personen, als auch Waren transportiert. Zu seinen besten Zeiten, in den 1960er Jahren, transportierte das Funiculaire mehr als 600'000 Personen pro Jahr. Notabene in zwei Wagen, in denen nur gerade 20 Personen pro Fahrt Platz haben. Danach kamen in Freiburg Tram und Bus auf - und das Interesse am Funi schwand: 2012 benutzten noch 184'000 Personen das mittlerweile defizitäre Funiculaire.
«Das bringt man hier nicht weg!»
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit spiele aber keine Rolle, sagt Marcel Gauch: «Das Funiculaire gehört zu Freiburg, das bringt man hier nicht mehr weg!» Wie stark die Freiburger an ihrem «Funi» hängen, zeigte sich 1996, als die Bahn wegen eines Achsenbruchs still stand.
Pläne der Freiburger Verkehrsbetriebe, die Bahn zu elektrifizieren oder durch einen Lift zu ersetzen, bekämpften Bevölkerung und Politiker erfolgreich mit einer grossangelegten Gegenbewegung.