Es ist ein Pilotprojekt, das der Kanton Bern, das Hilfswerk Caritas, die Unternehmervereinigung «Fokus Bern» sowie die Investitionsberatung Invethos AG im September gestartet haben. Das Projekt dauert fünf Jahre, 120 Flüchtlinge machen mit.
Für die Schweiz einmalig ist, dass das Projekt über finanzielle Anreize funktioniert. Ursprünglich stammt dieses Modell aus Grossbritannien und wird vor allem in der Ökonomie angewandt. Das Ziel des bernischen Pilotprojekts ist es, mindestens 60 Flüchtlinge erfolgreich und vor allem längerfristig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
«Für uns ein Glücksfall»
Das Projekt startete im September und bereits nach vier Monaten haben drei Flüchtlinge eine neue Stelle gefunden. Zehn weitere sind – nach eingehender Abklärung – mit der Hilfe von Caritas bereits konkret auf Stellensuche.
Einer der erfolgreich bereits eine Stelle gefunden hat, ist Teklit Redae. Der Eritreer hat in seinem Heimatland Automechaniker gelernt und vor seiner Flucht auf seinem Beruf gearbeitet. Jetzt steht er im Emmentaler Weiler Griesbach bei Sumiswald vor einer offenen Motorhaube und repariert Autos.
Angestellt hat ihn Paul Wermuth. Dieser sagt: «Teklit Redae ist für uns ein Glücksfall. Wir haben lange erfolglos versucht, die offene Stelle zu besetzen.» Redae erfüllte die Anforderungen und auch seine Deutschkenntnisse reichen aus. Deshalb wurde der Flüchtling von Wermuth zum Mindestlohn angestellt.
Ein Bonus-Malus-System
Das System funktioniert so, dass der Kanton Bern mit der Caritas einen Leistungsvertrag abgeschlossen hat. Das Geld dafür gaben Private in Form eines Darlehens. Für das Pilotprojekt rechnet der Kanton mit einer Summe von 2,7 Millionen Franken.
Die Idee solcher «Social Bonds» stammt aus Grossbritannien. Abgerechnet wird am Schluss über ein Bonus-Malus-System. Das heisst: Werden die festgelegten Ziele erreicht, erhalten die Geldgeber ihren Vorschuss zurück. Werden die Ziele übertroffen, teilt der Kanton Bern seine höheren Einsparungen mit der Caritas und den Geldgebern.
Am Schluss sollen alle profitieren
Werden die Ziele hingegen nicht erreicht, müssen sich sowohl die Caritas wie auch die Privaten einen Teil des Verlusts ans Bein streichen. Das bedeutet, dass das finanzielle Risiko für den Kanton Bern kleiner wird.
«Alle profitieren von einer erfolgreichen Integration», sagt Peter Stämpfli gegenüber «Schweiz aktuell»: die Flüchtlinge, die eine neue Stelle und in ihrem Leben eine neue Aufgabe erhalten; die Unternehmer, die eine motivierte Arbeitskraft gefunden haben und die Gesellschaft, der deswegen weniger Kosten im Sozialbereich entstehen.
Nur wenige der 70 Firmen aus Stämpflis Netzwerk wollen beim Projekt nicht mitmachen und keinen Flüchtlingen eine Stelle bieten. Dies hat gemäss Stämpfli eine erste Umfrage von «Fokus Bern» ergeben.