Die Statistiken sind ernüchternd: Die Zahl der armen oder armutsgefährdeten Haushalte im Kanton Bern nimmt stetig zu. Inzwischen sind ungefähr 12 Prozent der Haushalte betroffen oder rund 100'000 Menschen.
Der zweite Armutsbericht zeigt zudem, dass alleinerziehende Mütter das grösste Risiko tragen, in die Armutsfalle zu geraten. Aber auch grosse Familien und zunehmend Menschen an der Grenze zum Pensionsalter haben Probleme, ihren Lebensunterhalt ohne Hilfe vom Staat zu bewältigen. Die Schere öffnet sich immer weiter.
Die Berner Regierung will mit verschiedenen Massnahmen Gegensteuer geben. Aber die Signale aus der Politik sind widersprüchlich. Am Tag, als das Kantonsparlament den Armutsbericht zur Kenntnis nahm, kürzte es die Sozialleistungen um zehn Prozent. Und das grosse Sparpaket, das das Kantonsparlament im November berät, reisst voraussichtlich gerade im Sozial- und Fürsorgebereich weitere Millionen-Löcher auf.
Keine Patentrezepte am Armutsgipfel
Der 3. Armutsgipfel im Rathaus Bern, der diese Bilanz zur Kenntnis nahm, sieht das Problem, das sich schweizweit zeigt. Aber Lösungen sind schwierig.
Es fehlen Jobs für weniger qualifizierte Arbeitnehmer. Und es fehlt zurzeit in der Politik an der Bereitschaft und an den Möglichkeiten, mehr Geld ins Sozialwesen zu pumpen. Die Ratlosigkeit, wie mit dem Phänomen Armut und Armutsgefahr umzugehen ist, zeigt sich auch deutlich an einem Podium mit bernischen Grossrätinnen und Grossräten.