Das Wichtigste in Kürze
- Am Samstagabend kam es zur dritten Protestkundgebung in Bern binnen einer Woche.
- Die Polizei verhinderte einen Marsch in die Innenstadt im Rahmen der Kundgebung «Freiräume statt Zwangsräumung».
- Vermummte errichteten Strassenbarrikaden und zündeten diese teilweise an. Zahlreiche Fahrzeuge wurden stark beschädigt.
- Elf Menschen wurden verletzt.
Nach der gewaltsamen Räumung eines besetzten Hauses an der Effingerstrasse am letzten Mittwoch hatte die Gruppe «RaumRaub» für Samstag zu einer Kundgebung aufgerufen, um für «Freiräume statt Zwangsräumung» zu demonstrieren. Gegen 20.40 Uhr setzte sich ein erster Umzug auf der Schützenmatte in Bewegung.
Interview mit Stadtpräsident
Um einen Weiterzug der Kundgebung in die Innenstadt zu verhindern, riegelten die Einsatzkräfte sämtliche Zufahrtsstrassen rund um die Schützenmatte ab. Rund 50 Vermummte errichteten in der Folge Strassenbarrikaden und zündeten diese teilweise an. Zudem ging ein Lieferwagen in Flammen auf. Zahlreiche auf einem Parkplatz abgestellte Fahrzeuge wurden stark beschädigt. Zur Brandbekämpfung stand ein Löschzug der SBB im Einsatz.
Verletzte auf beiden Seiten
Aus der Menge heraus flogen Steine, Feuerwerkskörper und andere Wurfgegenstände auf die Polizeikräfte. Zudem seien die Einsatzkräfte mit Lasern geblendet worden, schreibt die Polizei. Zwei Mitarbeiter der Transportpolizei sowie acht Polizisten wurden durch Laserattacken und Wurfgeschosse verletzt.
Die Kantonspolizei Bern wiederum setze mehrmals Gummischrot, Reizstoff und Wasserwerfer ein. Gegen 22.30 Uhr zogen sich die Demonstranten in die Reitschule zurück.
Sechs Personen wurden vorübergehend festgenommen. Ein mutmasslicher Demonstrant wurde verletzt ins Spital gebracht. Die Gruppe «RaumRaub» ihrerseits schrieb am Sonntag in einem Communiqué von mindestens zwei Personen, die von der Polizei schwer verletzt worden seien.
Rotgrüne Regierung steht hinter Polizei
Die Berner Stadtregierung bedauerte am Sonntag die Ausschreitungen der letzten Tage «zutiefst» und rief zum Dialog auf. Kundgebungen seien ein wichtiger Teil des demokratischen Prozesses, doch dürften sie nicht in Gewalt gegen Menschen und Sachbeschädigungen münden.
Die Urheber der Gewaltanwendungen sollen zur Rechenschaft gezogen werden, forderte die Stadtregierung. Sie hoffe, dass es der Kantonspolizei gelinge, jene Personen zu ermitteln, die Straftaten verübt hätten.
«RaumRaub» kündigte am Sonntag an, auch weiter «keine Ruhe» zu geben. Man wolle die «freigesetzte Energie und die verschiedenen Widerstandsformen sichtbar machen».