Eine Anlaufstelle für Drogen- und Alkoholabhängige, welche ihr eigenes Bier verkauft: Was wie eine Schnapsidee klingt, macht durchaus Sinn: «Wir können die Leute nicht daran hindern zu trinken», sagt Fredy Müller, der das Tageszentrum leitet. «Aber wir versuchen, dass sie wenigstens nur natürliches Bier mit wenig Alkohol trinken».
Die Idee entstand, weil viele Besucher der Anlaufstelle ihr eigenes Bier mitbrachten. Dosenbier mit bis zu 13 Volumenprozent Alkohol, welches sie vor dem Zentrum literweise tranken. «Das machte auf Passanten nicht wirklich einen vorteilhaften Eindruck.»
Sie trinken nicht weniger, aber besser.
Das Zentrum liess darum von einer lokalen Brauerei ein eigenes Bier brauen. Ein natürliches, aromatisches und nicht bitteres Bier mit 4,5 Volumenprozent Alkohol. Verkauft wird es im 2,5-dl-Glas für einen Franken.
«Das ist zwar immer noch teurer als die Halbliterdose zu 65 Rappen, aber die Leute sind bereit, das zu zahlen», so Fredy Müller. Bald soll das Bier auch im Haus, respektive in der Garage nebenan gebraut werden. «Wenn man etwas selber macht, schätzt man das Produkt viel mehr.»
Nette Marketingidee, aber medizinisch irrelevant.
Eine Anlaufstelle, die ihr eigenes Bier verkauft: Diese Idee wird in Freiburg kontrovers diskutiert. Das gehe ganz klar zu weit, äusserte sich ein Suchtexperte in einer Zeitung. Das sei Humbug, hiess in Leserbriefspalten.
«Eine nette Marketingidee», nennt es Psychotherapeut Claude Uehlinger, welcher seit 25 Jahren mit Suchtkranken arbeitet, «aber medizinisch völlig irrelevant». Dem Alkoholiker sei es egal, wie das Bier schmeckt oder woher es kommt. «Er will nur den Rausch haben.»