Die Schweiz, das war für Josephine Cinqualbre lange Zeit ein Land der Klischees: Berge, Käse und Schokolade. Sogar, dass hier ein eigener Dialekt und nicht Hochdeutsch gesprochen wird, war ihr fremd. Deshalb war ihre Anfangszeit, zumindest in sprachlicher Hinsicht, eine Herausforderung.
Die sprachlichen Kenntnisse der Bernerinnen und Berner hätten ihr aber enorm geholfen, so die 26-Jährige, die am chemischen Institut der Universität ein Doktoratsprogramm absolviert. «Wenn ich die Leute hier frage, ob sie französisch sprächen, antworten sie meistens ‹un petit peu› – dabei verfügen sie über ein riesiges Vokabular», so Cinqualbre. Das sei eben typisch für die Bescheidenheit der Schweizer.
Die Leute in Frankreich sind misstrauischer
Auch typisch sei, dass die Leute hier ein grosses Vertrauen hätten. «Viele lassen ihre Rucksäcke oder Smartphones an einem bestimmten Ort liegen und hätten sie dann nicht dauernd im Blickfeld.» Franzosen seien da viel misstrauischer. Auch ein Erlebnis auf einem einem Bauernhof habe sie erstaunt: «Es gab Eier, daneben ein Kässeli. Und am Ende des Tages war beides noch da.» Das würde in Frankreich nicht funktionieren, so die Pariserin.
Kontakt mit Landsleuten hätte sie nicht so viel. «Aber ich bin auch sehr oft im Labor», so die Chemikerin. Wenn die Tour de France nach Bern kommt, dann stünde sie aber sicher am Strassenrand. «Denn die Tour de France, das ist eine Institution.»