Der Besuch an der Berufsschule von Moutier zeigt: Die Jurafrage ist im Alltag nicht gerade vorrangig, doch sie interessiert durchaus. «Ich bin Bernerin und das will ich bleiben», sagt eine junge Frau aus Moutier, die Pflegefachfrau werden will. Ein anderer Berufsschüler glaubt, im Jura besser aufgehoben zu sein.
Bern oder Jura? Es gibt auch jene, denen das völlig gleichgültig ist. «Was weiss ich, wo ich mal wohne?», meinte eine Berufsschülerin. Unter den jungen Leuten in der Berufsschule gibt es einige, die lieber nicht Stellung beziehen, um es mit den Kolleginnen und Kollegen nicht zu verderben.
Doch: Wer durch die Strassen von Moutier läuft, begegnet der einen oder anderen Jura-Fahne an Balkonen oder Fassaden.
Berner Fahnen sieht man weniger. Auf dem Stadthaus von Moutier weht sie seit Jahren nicht mehr.
Doch es gibt auch die anderen, die Farbe bekennen und sich auch politisch einschalten. Pascal Tobler zum Beispiel bei den Sangliers, den Berntreuen.
Tobler hatte zwar mal eine Freundin aus dem Jura. Dennoch ist für ihn klar: Moutier muss bei Bern bleiben, darum engagiert sich der 30-Jährige.
Auf der Seite der Pro-Jurassier, der Béliers, kämpft Clément Piquerez. Der 25-jährige Handwerker hat auf der Baustelle zwar öfters auch mit Bernern zu tun, doch für ihn gehört Moutier zum Jura.
Mit Strassenkämpfen und Bombenanschlägen wie in den 1970er-Jahren muss man in Moutier allerdings nicht mehr rechnen. Béliers und Sangliers wollen heute mit Argumenten überzeugen und nicht mit gewalttätigen Aktionen.
Dass sich die Jurafrage ausgerechnet in Moutier zuspitzt, ist für den Politologen Marc Bühlmann keine Überraschung. Moutier habe ein eigenes Selbstverständnis entwickelt – wegen seiner Lage in diesem abgeschlossenen Tal als wichtiger Industrieort.