Die minutiöse Suche des Kunstmuseums Bern und der deutschen Behörden nach Raubkunst in der Gurlitt-Sammlung hat die Aufmerksamkeit auf ein Problem gelenkt, das seit vielen Jahren besteht: Die Museen wissen zwar, wann und vom wem sie ihre Kunstwerke haben. Aber vereinzelt ist nicht klar, welchen Weg sie vorher genommen haben.
«Wir wissen seit 1998, dass wir keine Raubkunst haben, bei denen Handlungsbedarf besteht», sagt Kunstmuseums-Direktor Matthias Frehner. «Aber wir wissen nicht überall, wo die Bilder waren, bevor sie ins Museum kamen. Da gibt es Wissenslücken, die nur mit grösstem Aufwand zu füllen sind. Das ist die Situation der meisten Schweizer Museen».
Er stellt aber in Abrede, dass der Fall Gurlitt und die museumseigene Herkunftsforschung einen direkten Zusammenhang haben. «Gurlitt ist eine deutsche Sammlung und wird nach deutschem Recht behandelt. Das haben wir in unseren Verträgen so festgeschrieben.»
Herkunftsforschung ist extrem aufwendig
Trotzdem scheint es dem Berner Museumschef angebracht, bei dieser Frage einen neuen Anlauf zu nehmen. «Es ist eine heutige Erkenntnis, dass dies nötig ist. 1998, bei der Umsetzung des Washingtoner Abkommens und des Bergier-Berichts, hat man die Arbeit nicht ganz fertig gemacht».
Allerdings setzt Matthias Frehner voraus, dass sich die Museen auf eine Strategie einigen und sich absprechen. Das wird Druck geben, auf Museen, Kunsthandel, private Sammlungen. «Das Kunstmuseum Bern prescht da nicht vor. Dafür bin ich nicht legitimiert.»
Provenienzenforschung ist allerdings sehr aufwendig und entsprechend teuer. Bisher hat sich zum Beispiel der Bund solchen Forderungen nach Finanzbeiträgen verschlossen.
Allerdings, so berichtet die Zeitung Bund in ihrer Ausgabe vom Freitag, kommt möglicherweise Bewegung in die Sache. Weil der Druck auf die Eidgenossenschaft immer grösser wird, hier Hand zu bieten, sind möglicherweise künftig Projektkredite möglich, um die offenen Herkunftsfragen zu klären.