Der geistige Vater des kleinen Courgette ist der Walliser Regisseur Claude Barras. Sein Film basiert auf Gilles Paris' Roman «Autobiographie d'une Courgette» (2001). Er habe schon als Kind eine Vorliebe für melodramatische Filme und Serien gehabt, sagt der 44-jährige Filmemacher – zum Beispiel Heidi, auch ein Waisenkind. «Kinder mögen diese etwas tragischen Geschichten durchaus, wenn sie ein gutes Ende nehmen.»
Längere Zeit recherchierte er in Kinderheimen, stellte den dort lebenden Kindern seine Filmidee vor und liess sich von ihren Geschichten inspirieren. So ist sein Werk nun eine Art Hommage an vernachlässigte und schlecht behandelte Kinder geworden.
Als Kind habe ich ‹Heidi› gesehen, solche Geschichten funktionieren auch bei Kindern.
Mehr als 100 Künstler, Handwerker und Filmemacher arbeiteten drei Jahre lang gemeinsam mit Barras daran, dem kleinen Courgette und seinen Freunden Leben einzuhauchen. Die Filmszenen wurden in Echt mit Miniaturkulissen und Requisiten dargestellt, die Puppen zwischen jeder Aufnahme minimal bewegt.
Pro Tag haben wir im Schnitt etwa 20 Sekunden Film gedreht.
Stop-Motion-Technik nennt sich das Verfahren, mit dem täglich wenige Sekunden Film gedreht wurden – laut Claude Barras etwa drei Sekunden. Der Aufwand, der insgesamt rund acht Millionen Franken kostete, hat sich gelohnt. Die drolligen Puppen wirken trotz ihrer ikonischen Darstellung lebensecht, ihre Geschichten berühren.
60 Länder – und ein Oscar?
Was nach Abschluss der Dreharbeiten folgte, ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte und hinlänglich bekannt: dutzende Auszeichnungen, Oscar-, Golden-Globe- und César-Nominationen sowie über 30 Einladungen an internationale Festivals. In über 60 Ländern wird der Familienfilm in den Kinos gezeigt, darunter in China und den USA.
Einen Globe gab es nicht, doch den Oscar als «Bester Animationsfilm» könnte Barras am 26. Februar in die Schweiz holen. Und an der Verleihung des Schweizer Filmpreises am 24. März gehört «Courgette» ebenfalls zu den Favoriten.