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Marc Bühlmann: «Die klassische Ochsentour hat an Bedeutung verloren.»
Aus Regi BE FR VS vom 01.06.2017.
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Gescheiterte Kandidatur «Man darf keine zu starke Persönlichkeit sein»

Die Nicht-Nomination von Christian Wasserfallen für die Regierungsratwahlen im kommenden März erstaunt. Welche internen und externen Faktoren spielen eine Rolle für Nominationen? Einschätzungen des Berner Politologen Marc Bühlmann.

SRF Regionaljournal: Welche Art Politiker muss man eigentlich sein, um in ein Regierungsamt gewählt zu werden?

Marc Bühlmann: Man darf nicht unbedingt eine zu starke Persönlichkeit sein und auch nicht all zu viel anecken. Zudem sollte man es schaffen, mehr als die eigene Wählerbasis anzusprechen. Man muss also konziliant sein. Um Wahlchancen in der Bevölkerung zu haben, muss man als Kandidatin oder Kandidat breit aufgestellt sein.

Es gibt also interne und externe Faktoren?

Partei-intern spielen bei einer Nomination persönliche Animositäten eine Rolle sowie strategische Überlegungen. Also: mit welcher Kandidatin oder welchem Kandidaten die Partei ihre Ziele am besten erreichen kann. Um extern die Wählerschaft anzusprechen, ist es von Vorteil, wenn der Kandidat nicht stur auf Parteilinie politisiert, sondern auch zu Kompromissen bereit ist.

Welche Rolle spielt dabei die klassische Ochsentour durch die politischen Instanzen?

Seit ein paar Jahren stellen wir eine Umkehr fest. Verschiedene Regierungsämter in anderen Kantonen werden durch ehemalige Nationalrätinnen oder Nationalräte besetzt. Vor 10, 15 Jahren war dies noch anders. Da ging man grundsätzlich davon aus, dass man von der kantonalen, auf die nationale Ebene wechselt. Die klassische Ochsentour hat also heute an Bedeutung verloren.

Christian Wasserfallen wird in der Privatwirtschaft problemlos Fuss fassen.
Autor: Marc Bühlmann Politologe Uni Bern

Dies sieht man auch an den zahlreichen Quereinsteigern auf nationaler Ebene, die politisch kaum einen Leistungsausweis haben, aber trotzdem in ein Amt gewählt werden. Die politische Erfahrung scheint also bei den Wählerinnen und Wählern nicht mehr so wichtig zu sein.

Haben junge Politikerinnen und Politiker nicht zu schnell politische Karriere gemacht und stehen nun einfach schneller oben an?

Zur Person

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Marc Bühlmann ist Professor am Institut für Politikwissenschaften an der Universität Bern. Zudem leitet er das Année politique suisse. Das Jahrbuch für Schweizer Politik und Gesellschaft.

Diese These müsste man noch überprüfen. Klar ist aber: Die jungen Politiker haben heute viel bessere Chancen als noch vor 10, 15 Jahren, gewählt zu werden. Die Wählerinnen und Wähler scheinen stärker auf die Jugend zu setzen. Was wiederum zu einem Umdenken in den Parteien führen wird.

Die Generation, zu der auch Christian Wasserfallen gehört, ist tatsächlich ein neues Phänomen. Es stellt sich die Frage: Können so jung Gewählte einfach in der Politik weitermachen, oder müssen sie sich nach anderen Betätigungsfeldern umsehen, zum Beispiel in der Privatwirtschaft. Wenn Christian Wasserfallen der Politik überdrüssig würde, hätte er zahlreiche Möglichkeiten in der Privatwirtschaft Fuss zu fassen. Viele Firmen würden sich wegen seines politischen Leistungsausweises für ihn interessieren.

Das Gespräch führte Christian Liechti

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