Mike Gerzner, der 32-jährige Präsident der «Bewegung Schweizer Reisende», ist in den letzten knapp zwei Jahren ein bekannter Mann geworden. Die Protestaktion seiner Fahrenden-Organisation mit Platzbesetzungen in Bern und Biel, aber vor allem die erfolgreiche Suche des Kantons nach Plätzen im Kanton Bern im September 2015 haben ihm Schlagzeilen eingebracht. Und auch mehr Toleranz und Verständnis in der Bevölkerung, bei Gemeinden und Bauern. «Was der Kanton Bern da macht, ist sehr erfreulich. Endlich Taten und nicht nur immer Versprechungen», sagt er.
... und doch müssen sie sich immer wieder erklären
Im Sonntagsgast-Gespräch im «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» erzählt Mike Gerzner freimütig von seinem Leben, seiner Herkunft als Fahrender und seiner Arbeit als Hausierer und Unterhalts-Arbeiter. Von den Vorurteilen seiner Volksgruppe gegenüber und ihrem Bedürfnis, nach wenigen Wochen den Standplatz zu wechseln und unterwegs zu sein.
Mike Gerzner erzählt, dass er genau so arbeiten und Rechnungen bezahlen muss wie alle andern. Dass seine Kinder zur Schule müssen. Und dass es ihm zuweilen stinkt, die Lebensart der Jenischen dauernd beweisen und erklären zu müssen.
«Wir brauchen vom Bund keine kulturelle Betreuung. Sondern wir brauchen Platz für unsere Wohnwagen. Ohne Platz haben wir keine Kultur mehr, die wir unseren Kindern weitergeben können».
Das Gespräch fand in Posieux FR statt. Dort steht auf einem Camp ein geräumiges Mobilhome der Familie Gerzner. Das Winterquartier für vier, fünf, sechs Monate. Inklusive Gartenzaun. Eine überraschende bürgerliche Idylle? «Warum auch nicht? Auch wir schätzen unsere Privatsphäre», lacht Mike Gerzner.
Die Schweizer Jenischen müssen sich abgrenzen
Mike Gerzner bestreitet nicht, dass sich die Schweizer Fahrenden von den ausländischen Gruppen abgrenzen müssen, auch in der öffentlichen Wahrnehmung. «Es ist leider so. Transitfahrende hinterlassen oft unaufgeräumte Plätze oder sie hausieren nicht seriös. Wenn wir uns nicht erklären, werden wir in den gleichen Sack gesteckt und bekommen keine Arbeit mehr.»