SRF News: Haben Sie diese Spitzkehre der Bündner Regierung erwartet?
Stefanie Hablützel: Es war eine Überraschung. Die Regierung argumentierte bis jetzt damit, dass Verhandlungen noch laufen und dass man der Konkurrenz nicht helfen wolle. Es ist wirklich eine Kehrtwende um 180 Grad. Die Begründung: Die Westschweiz habe ihr Dossier bereits abgegeben und könne nun nichts mehr ändern.
Ich denke, der politische Druck dürfte auch zu gross geworden sein. Einerseits von den politischen Gegnern der Kandidatur – andererseits auch von der Öffentlichkeit, die jetzt vor der Abstimmung mehr Informationen wollte. Pikantes Detail: Das Bündner Kantonsparlament hatte diese Informationen noch nicht, als es im Dezember die Botschaft für die Kandidatur diskutierte.
Das Konzept ist nun in den Grundzügen bekannt. Sie haben die 80 Seiten auch erst vor einer Stunde erhalten – lässt sich trotzdem schon sagen, ob etwas neues bekannt geworden ist?
Etwas fällt auf. Die Kandidatur heisst «Graubünden und Partner» und bis jetzt war die Stadt Zürich der grosse Partner. Diese hat sich aber wenig begeistert gezeigt, bei Olympia eine grössere Rolle zu übernehmen.
Jetzt soll die Ostschweiz ihren grossen Auftritt haben. Im Konzept gibt es eine Variante, in der zum Beispiel die Siegerehrungen oder der Eisschnelllauf in Rapperswil-Jona stattfinden könnten, eventuell auch die Eishockey-Spiele. Im Konzept werden auch Frauenfeld, Schaffhausen, Kreuzlingen oder St. Gallen erwähnt als Übernachtungsorte. Und in Bad Ragaz soll die Olympische Familie, also die IOC-Mitglieder wohnen.
Wie konkret sind diese Pläne?
Auf die Schnelle kann ich sagen, dass es im Konzept zwei Seiten zu dieser Variante gibt, sowie einen Brief der Stadt Rapperswil-Jona, in dem steht, dass man grundsätzlich bereit sei, mitzumachen. Man steht also auch hier noch am Anfang.
Das Gespräch führte Peter Schürmann.