«Uns Menschen in den Weg gestreut» heisst der neue Roman, den Marianne Künzle geschrieben hat. Dass sie den gleichen Nachnamen trägt wie der Kräuterpfarrer sei ein Zufall, sie habe nie nachweisen könne, dass sie direkt mit dem Kräuterpfarrer verwandt ist.
SRF News: Marianne Künzle, wie verbreitet war das Wissen über die Kräuterheilkunde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zu den Zeiten von Johann Künzle?
Marianne Künzle: Es stand damals quasi am Scheideweg. Das Wissen existierte zwar noch, wurde aber immer mehr von der Schulmedizin verdrängt. Johann Künzle hat sich dann dafür eingesetzt, dass das Wissen nicht verloren ging.
Unumstritten war er aber nicht?
Das kann man so sagen. Er ist immer wieder auf Widerstände gestossen. In den 1910er- und 1920er-Jahren war er sehr populär. Das rief auch Neider auf den Plan. Andere Ärzte und die Kirche haben sich gegen ihn gewehrt.
In Chur wurde er schliesslich angezeigt, weil er über kein Patent verfügte. Beschafft hat er sich das schliesslich auf dem politischen Weg, er hat eine Initiative laciert...
Sein ganzes Lebenswerk wurde infrage gestellt. Zusammen mit seinen Patienten hat er Unterschriften für die «Heilkräuterinitiative» gesammelt. Diese verlangte, dass Laien als Naturärzte praktizieren dürfen, wenn sie eine Prüfung ablegten. Die Initiative wurde klar angenommen und Johann Künzle hat die Prüfung mit 65 Jahren noch absolviert und bestanden.