Im Jahr 2000 schlossen sich die damaligen Kraftwerke Brusio unter anderem mit den Bündner Kraftwerken im Prättigau zusammen. Karl Heiz wurde zum Direktor der neuen Rätia Energie. Das Unternehmen begann zu expandieren und eröffnete ein eigenes Büro für den Stromhandel in Milano. Wie das Wirtschaftsforum 2008 in einem Bericht aufzeigte, stieg in den darauffolgenden Jahren der Anteil des Stromhandels rasant – in den Jahren 2005 und 2006 betrug er rund das Achtfache des Produktionsvolumens.
Wind, Gas und Kohle: Neue Kraftwerke im Ausland
2006 sagte der damalige Rätia Energie-Geschäftsführer Karl Heiz gegenüber dem Regionaljournal von Radio SRF: «Kohle, Öl und Gas, weltweit ist die Nachfrage riesig», kurz – der Stromhunger sei gross und werde sich in nächster Zeit nicht vermindern. Der Bündner Stromkonzern begann im Ausland in Kraftwerke zu investieren.
Die Prognosen für den Stromverbrauch, «das war teilweise eine Fehleinschätzung», sagte heute Karl Heiz. Der 73-Jährige ist pensioniert, politisiert jedoch für die FDP im Bündner Parlament. Niemand habe diese Entwicklung vorausgesehen – weder den Einbruch der Wirtschaft noch die Subventionierung der neuen erneuerbaren Energien in Deutschland.
Für die heutige Repower waren die Folgen fatal: Alleine beim 2006 eröffneten Gaskombi-Kraftwerk Teverola in Italien musste das Unternehmen bis heute 150 Millionen Franken abschreiben. Millionen verschwanden auch in Kohlekraftprojekten in Italien und Deutschland, die auf politischen Widerstand stiessen.
Auf die Frage, ob er am heutigen schlechten Geschäftsgang der Repower eine Mitverantwortung trage, sagt Karl Heinz: «Ich habe den Preiszerfall auf den europäischen Strommärkten auch nicht vorhergesehen». Sonst sei er sich keiner Verantwortung bewusst.
Neue erneuerbare Energien: Kurswechsel war vor zehn Jahren ein Thema
Heute setzt Repower auf die neuen erneuerbaren Energien und hat Ende 2015 einen Kurswechsel angekündigt. Auf die Frage, ob eine solche Strategie bereits vor zehn Jahren ein Thema gewesen sei, sagt der frühere Rätia Energie-Chef, man habe darüber gesprochen. Doch man habe sich dagegen entschieden, weil «die fossilen Energieträger weltweit» als wichtig eingeschätzt wurden.
Aber: «Wir hätten einiges Ungemach vermeiden können, wenn das Unternehmen die Entwicklung vorausgesehen hätte», sagt Heiz: «Nachher weiss man immer mehr». Man wäre Projekte wie Teverola oder die Kohlekraftwerke nicht angegangen und hätte einige Millionen gespart. Nicht vergessen werden dürfe aber, dass Repower schon seit langem an zwei grossen Wasserkraftprojekten in Graubünden arbeite – Lago Bianco und Chlus – die aus politischen und wirtschaftlichen Gründen bisher nicht realisiert werden konnten.
SRF1, Regionaljournal Graubünden, 17:30 Uhr; habs