Die Chancen stehen schlecht: Nachdem die vorberatende Kommission des Gossauer Stadtparlaments einen Durchgangsplatz für Fahrende ablehnte, droht nun auch ein Nein im Stadtparlament. Der parteilose Stadtpräsident Alex Brühwiler hat kein Verständnis für die kritischen Stimmen: «Das sind unsere Landsleute. Ich glaube wir sind verpflichtet, für diese Minderheit eine Lösung zu finden.»
Streitpunkt Hochspannungsleitung
Felix Koller ist Präsident der vorberatenden Kommission. Er habe nichts gegen die Fahrenden. Er finde einzig das gewählte Areal nicht geeignet, da es neben einer Hochspannungsleitung liegt. In der Kommission habe man sich gefragt, ob der Kanton den Fahrenden keinen besseren Platz anbieten könne.
Kein Pfadileiter würde die Zelte für ein Sommerlager so nah bei einer Stromleitung aufstellen
Der Kanton St. Gallen hat den Platz mit Fahrenden besichtigt und für geeignet befunden. Der Platz sei gut erreichbar und liege in einer Zone, in der die Fahrenden auch arbeiten dürfen, sagt Ueli Strauss, Leiter Amt für Raumplanung und Geoinformation des Kantons St. Gallen. Die Hochspannungsleitung sei nicht problematisch: «Das Amt für Umwelt hat die Strahlung überprüft. Die Grenzwerte werden nicht überschritten.»
Kleine Ansprüche an Durchgangsplätze
Mike Gerzner ist der Präsident der «Bewegung der Schweizer Reisenden». Die Organisation kämpft für mehr Durchgangsplätze für Fahrende. Grosse Ansprüche an einen Durchgangsplatz haben sie nicht. Es sei eine Realität, dass sich viele Plätze in der Nähe von Hochspannungsleitungen befinden. «Hauptsache ein Platz. Wenn wir in Gossau einen bekommen, wären wir sehr zufrieden. Ich finde die Hochspannungsleitungen nicht so schlimm», sagt Gerzner.
Standplatz für zehn Wohnwagen
Der Kanton plant, das Grundstück im Gossauer Industriegebiet zu erwerben, um einen Durchgangsplatz für zehn Wohnwagen oder Wohnmobile für Fahrende einzurichten. Auf dem Platz sind sanitäre Einrichtungen und Stromanschlüsse vorgesehen. Die Fahrenden müssten für die Nutzung eine Gebühr entrichten.
SRF 1, Schweiz aktuell, 19 Uhr