Ein Grund für die schlechte Auslastung der Wohngruppen sei, dass die Sozialämter die Kinder und Jugendlichen vermehrt in der Nähe ihrer Wohnorte platzieren. «Der frühere Standortvorteil des Kinderdorfs im abgelegenen Appenzellerland wurde je länger je mehr zum Nachteil», so Urs Egger, Vorsitzender der Geschäftsleitung.
Einst waren fünf Häuser im Dorf mit bis zu 32 Kindern belegt. Die Stiftung war aber zuletzt gezwungen, das Angebot wegen des Kostendrucks zu verkleinern. Nun hat der Stiftungsrat beschlossen, die Integrationsprogramme im Sommer 2014 nicht mehr weiterzuführen.
Bildungsprojekte ausbauen
Das Kinderdorf Pestalozzi setzt stärker auf Bildungs- und Austauschprojekte. «Schon heute haben wir 1500 Kinder und Jugendliche, die jedes Jahr unsere Kurse besuchen», sagt Urs Egger. Man wolle diese Angebote ausbauen, da die Nachfrage so gross sei. «Für nächstes Jahr sind wir schon ausgebucht.»
Heute ist die Trogener Stiftung in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit mit 40 Partnerorganisationen in elf Ländern tätig. Rund 320'000 Kinder und Jugendliche profitierten im vergangenen Jahr von den Bildungsprojekten.
Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi besteht seit bald 70 Jahren. Gegründet als Antwort auf die Folgen des Zweiten Weltkriegs nahm das Kinderdorf anfänglich Waisen aus dem europäischen Kriegsgebiet auf. Ab 1960 erhielten Flüchtlingskinder aus aller Welt einen Platz in Trogen, zuletzt in den Jahren 1991 und 1992.