Der Bund empfiehlt, dass die Gotthardregion auf eine Welterbe-Kandidatur für die Eisenbahn-Bergstrecke verzichten soll. Dies hat die Zeitung «NZZ am Sonntag» in ihrer jüngsten Ausgabe berichtet. Ein Grundlagenpapier des Bundesamtes für Verkehr bestätigt die abschlägige Haltung. Im Entwurf zum Bericht des Bundesrates steht: «Die Kandidatur des Gotthards für das Unesco-Welterbe steht im Konflikt mit der vorgesehen periodischen Situationsanalyse (...) zur Bestimmung der mittel- und langfristigen Zukunft der Gotthard- Bergstrecke.»
Betrieb auch in Zukunft
Mit dem Verzicht auf eine Kandidatur würden sich der Region aber neue Perspektiven für die touristische Nutzung eröffnen, die den Gewinn durch das Welterbe-Label kompensieren würden, heisst es im Grundlagenpapier weiter.
Die Gotthard-Bergstrecke soll bis auf weiteres für Touristen und Pendler betrieben werden, schreibt das BAV, eine Stilllegung sei kurz- bis mittelfristig nicht angezeigt.
Periodische Neubeurteilungen
Mit der Kandidatur zum Unesco Welterbe würde sich der Bund verpflichten, die Infrastruktur und den Betrieb langfristig zu sichern. Dies wäre laut Bericht auch mit hohen Kosten verbunden. Der Bund möchte zuwarten und beobachten, wie sich die Nachfrage auf der Bergstrecke nach der Neat-Eröffnung entwickelt. Verbindliche Beschlüsse seien frühestens 2025 möglich.
Diese Empfehlungen des Bundesamtes für Verkehr gingen die letzten Wochen in die Vernehmlassung. Die Gotthardkantone haben gemeinsam reagiert: «Wir finden die Bergstrecke nach wie vor würdig Welterbe zu werden», sagt die zuständige Urner Regierungsrätin gegenüber dem Regionaljournal Zentralschweiz.
Der Bundesrat entscheidet zu einem späteren Zeitpunkt.
Bewerbung noch offen
Eine Welterbe-Kandidatur für die Gotthard-Bergstrecke wurde bereits 2007/8 vorbereitet. Seit 2009 ist die Labelbewerbung sistiert. Im Urner Landrat ist ein SVP-Vorstoss hängig, der von der Regierung Auskunft will, ob die Bewerbung wieder aktiviert werde oder nicht. Die zuständige Urner Regierungsrätin Heidi Z'graggen sagt, man wolle zuerst die Haltung des Bundesrates abwarten. «Eine Unesco-Kandidatur wird anspruchsvoll und alle Player werden am gleichen Strick ziehen müssen», so Regierungsrätin Heidi Zgraggen.