«Ich habe von Anfang an etwas in Schoecks Musik gespürt, das mir sehr nahe ist. Seine Musik erinnert mich an meine Kindheit und die Natur in Brunnen», sagt Graziella Contratto. Am Schoeck-Festival, welches Anfang September in Brunnen stattfindet, hat die Dirigentin mitgestaltet. Zudem dirigiert die gebürtige Schwyzerin das Schlusskonzert.
Reduktion der Ideen
Schoecks Art zu komponieren beeindruckt Contratto – und erinnert sie an einen Schwinger: «Schwinger haben über 100 Griffe – benutzen aber nur fünf. Auch Othmar Schoeck besass ein grosses Repertoire an kompositorischen Kniffen, entschied sich aber bewusst für eine Reduktion auf wenige künstlerische Ideen.»
Nazi-Libretto als Stolperstein
Wieso der Komponist heute nur wenigen ein Begriff ist, sei schwierig zu erklären, sagt Graziella Contratto. Nicht unwichtig sei sicher seine nicht komplett geklärte Beziehung zum Nationalsozialismus. Anfang der 1940er-Jahre komponierte Othmar Schoeck eine Oper im Auftrag eines bekannten Schweizer Mäzens. Den Text dazu lieferte ein deutscher Lyriker. «Das Problem des Librettos: Es war nicht nur grottenschlecht, sondern auch voll mit Nazi-Ideologie», sagt Contratto.
Im Rahmen des Schoeck-Festivals wird auch diese dunkle Seite des Komponisten thematisiert. Etwa mit einer Tagung zur Frage, ob es heute musikalisch und ethisch vertretbar sei Schoecks Oper vom nationalistischen Text zu trennen und ihn mit einem neuen Libretto zu bestücken.
Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr.