Es war ein Paukenschlag. Im November 2012 machte die Wochenzeitschrift «Weltwoche» in einem Bericht bekannt, dass gegen Ivo Romer, den damaligen Finanzvorsteher der Stadt Zug, wegen allfälliger Veruntreuung ermittelt werde. Nur ein Tag nach Erscheinen des Artikels trat Romer von seinem Amt zurück. Dem FDP-Politiker wird vorgeworfen, er habe eine betagte Frau, deren Vermögen er verwaltete, um Millionen betrogen.
In der Folge wurden auch Vorwürfe gegen den gesamten Zuger Stadtrat und die Verwaltung erhoben. So ging es etwa um die Frage, ob die Vormundschaftsbehörden die Frau, welche angeblich von Romer betrogen wurde, richtig beurteilt hatten. Bereits 2008 hatten die Kinder der Frau verlangt, dass ihre Mutter bevormundet werde, und dass das Mandat von Ivo Romer als Vermögensverwalter aufzulösen sei. Das Begehren wurde abgelehnt.
Jetzt hat die Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) festgehalten, dass unglückliche Umstände und wenig Fingerspitzengefühl, aber kein absichtliches Wegsehen vorliegen. Der Bericht entlastet den Gesamtstadtrat in weiten Teilen.
Vormundschaftsbehörde hat zu wenig abgeklärt
Die PUK, deren Bericht am Dienstag veröffentlicht wurde, untersuchte vor allem, weshalb die Frau nicht - wie von ihrer Familie gefordert - unter Vormundschaft gestellt wurde. Die PUK sieht die Schuld bei der Vormundschaftsbehörde.
Sie habe ihre Aufgabe des Abklärens zu wenig wahrgenommen, heisst es im Bericht. Die Kommission ist überzeugt, dass hier die informelle Macht zu Gunsten von Ivo Romer spielte. Gleichzeitig hält der Bericht aber fest, keine Anzeichen dafür gefunden zu haben, dass Romer «bewusst oder aktiv beschützt wurde».
Keine Antwort gibt der PUK-Bericht auf die Frage, ob sich Ivo Romer strafrechtlich etwas zu Schulden kommen liess oder nicht. Diese Antwort muss das Strafverfahren beantworten, das noch nicht abgeschlossen ist. Romer bestreitet die Vorwürfe bis heute und war auch nicht bereit, mit der Untersuchungskommission zusammenzuarbeiten.
Stadtrat will Lehren aus dem Fall Romer ziehen
Der Stadtrat hat sich in der Sitzung vom Dienstag mit dem Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission auseinandergesetzt. Er bezeichnet den Fall und die sorgfältige Aufarbeitung als «heilsamen Schock». Mit einem Verhaltungskodex will der Stadtrat Interessenskonflikte von Exekutiv-Mitgliedern in Zukunft vermeiden.
Er will auch besser hinschauen und sensibler auf entsprechende Anzeichen und Meldungen reagieren. So bezeichnet es der zuständige Stadtrat Andreas Bossard als Fehler, dass die Brisanz der personellen Konstellation nicht erkannt wurde.