Die fünfköpfige Familie, die anonym bleiben möchte, lebt in einer Dreizimmer-Wohnung. Die Möbel erhalten sie gebraucht von Verwandten, Kleidung gibt's aus dem Ausverkauf. Für einen neuen Teppich, der dringend nötig wäre, reicht das Geld vorläufig nicht, sagt die 49-jährige Mutter: «Anfang Monat zahlen wir die dringendsten Rechnungen. Es ist nicht immer ganz einfach.»
Weil immer wieder unvorhergesehene Ausgaben dazu kommen, wie etwa eine Arztrechnung, ist die Mutter auch auf die Unterstützung von Freunden und Verwandten angewiesen. Das geliehene Geld zahle sie zwar zurück, sobald wieder etwas übrig sei. «Ganz auf null» sei sie aber nie. «Du lebst von Monat zu Monat.»
Beengte Verhältnisse und wenig Perspektiven
Die beiden älteren Söhne, 22- und 24-jährig, teilen sich das eine Zimmer. Im anderen Zimmer schlafen die Mutter, die 20-jährige Tochter und der jüngste Sohn, der zehn Jahre alt ist. Ob es die vier Kinder einmal besser haben werden, ist ungewiss. Die beiden älteren Söhne haben noch keine feste Arbeitsstelle. Der eine wusste lange nicht, was zu ihm passen könnte. Der andere war ein Jahr arbeitslos, nachdem er eine Zweitlehre abbrechen musste.
Ein typischer Fall, sagt die Statistik. Kinder aus armen Verhältnissen haben es oft schwieriger, eine gutbezahlte Arbeit zu finden. Die 20-jährige Tochter hält dies nicht davon ab, ihre Ziele weiterzuverfolgen. Sie will im Sommer die kaufmännische Berufsmaturität abschliessen und danach Psychologie und Philosophie studieren.
Familie «Meier» ist kein Einzelfall
Die Zürcher Familie gehört zu den 600'000 Personen in der Schweiz, die unter der Armutsgrenze leben. Dazu zählen alle Haushalte, die mit weniger als 2200 Franken Einkommen pro Monat auskommen müssen.