Das wichtigste in Kürze:
- Das Theaterhaus Gessnerallee hatte am 17. März eine Podiumsdiskussion mit dem Afd-Politiker Marc Jongen geplant.
- Die Ankündigung der Veranstaltung löste in der Kulturszene einen Proteststurm aus.
- Die Verantwortlichen des Theaters sagen die Veranstaltung ab, weil zahlreiche Drohungen eingangen sind und sie die Sicherheit nicht mehr gewährleisten können.
Wir sind nicht bereit, eine Veranstaltung unter diesen Bedingungen durchzuführen.
Die Vorgeschichte
Am 17. März hätte eine Podiumsdiskussion mit dem Deutschen AfD-Politiker Marc Jongen, dem Kunstwissenschaftler Jörg Scheller und Laura Zimmermann von der Operation Libero im Zürcher Theater Gessneralle stattfinden sollen. Der geplante Auftritt von Marc Jongen löste aber einen Proteststurm in der deutschen Kulturszene aus. Zunächst einigte sich das Theater mit den Kritikern darauf, dass am 10. März eine Vorveranstaltung stattfinden sollte, ob Jongens Auftritt genehm sei. Dazu sollte es aber nicht kommen, gestern Abend teilten die Verantwortlichen mit, dass das Podium abgesagt worden sei. Begründet wird dies mit Diffamierungen, Beleidgungen und Erpressung. |
Einige dutzend Personen aus der deutschsprachigen Kulturszene wandten sich nach der Ankündigung des Podiums mit einem offenen Brief an das Theater Gessnerallee. Auch Theaterregisseurin und AL-Kantonsrätin Laura Huonker unterschrieb den Brief. Ihr Hauptkritikpunkt: auf der Liste der eingeladenen Teilnehmer fehle eine dezidiert linke Position.
Das Theater wollte daraufhin mit den Kritikerinnen und Kritikern diskutieren. Auch auf diese Einladung folgte ein öffentlicher Brief. Die Kritiker forderten dazu auf, die Veranstaltung zu boykottieren. Diesen zweiten öffentlichen Brief unterschrieb Laura Huonker nicht mehr. Sie sagt gegenüber dem «Regionaljournal», sie hätte die Debatte über Rechtspopulismus im Theater gerne geführt.
Am Ende profitieren die Reaktionären von der Absage des Podiums.
Die Verantwortlichen des Theaterhauses Gessneralle entschieden, das Podium abzusagen. Dies sei das falsche Signal, findet Jürg Scheller, Kunstwissenschaftler und Mitinitiant des Podiums. Die Profiteure davon seien am Ende die Reaktionären. Erst durch die Proteste sei es dazu gekommen, dass das eigentlich kleine Podium zu einer riesigen Geschichte aufgeblasen worden sei.