Etwa 800'000 Menschen in der Schweiz verstehen nicht, was sie lesen. Pro Infirmis Zürich hat für sie das «Büro für leichte Sprache» eröffnet. Ein Übersetzungsdienst, der nicht zum Beispiel von Italienisch auf Deutsch übersetzt, sondern von kompliziertem Deutsch auf einfaches Deutsch.
«Alle sollen alles verstehen können, ohne jemanden fragen zu müssen. So wie es für Kurzsichtige eine Brille gibt, muss es für Menschen mit Leseschwäche einfache Texte geben. Einfache Sprache ist genau so ein Hilfsmittel wie ein Rollstuhl», sagt Jeannette Dietziker von Pro Infirmis Zürich.
Schwierige Sprache ist eine Prestigefrage
«Je mehr Floskeln, je mehr Dekoration, je schwierigere Sätze, desto wichtiger scheint man», stellt Patrizia Napoli fest. Schwierige Sprache sei eine Prestigefrage. Die Übersetzerin von Pro Infirmis überträgt normalerweise komplizierte wissenschaftliche Texte von kompliziertem Italienisch auf kompliziertes Deutsch.
Bei Pro Infirmis hat sie sich als erstes die eigenen Merkblätter vorgenommen. Und so werden aus einem langen Satz: «Wir unterstützen Sie bei der Bewältigung von behinderungsbedingten Schwierigkeiten und der Gestaltung des Alltags» drei kurze Sätze: «Wir beraten Sie, wenn Sie persönliche Probleme haben. Wir helfen Ihnen, Probleme zu lösen. Zum Beispiel, wenn Sie mit einem Menschen mit Behinderung wohnen.»
Damit ist es allerdings nicht getan. Die neu formulierten Texte werden von Menschen mit Leseschwierigkeiten durchgelesen. Wenn sie nicht verstanden werden, wird noch einmal vereinfacht.
(marn; Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 17:30 Uhr)