Das Opernpublikum wird zur Zeit gar arg strapaziert: In Düsseldorf braucht das Publikum nach einem allzu brutalen «Tannhäuser» ärztliche Hilfe und in Zürich entsetzt es sich über einen ziemlich blutigen «Don Giovanni».
Dabei fängt alles ganz vielversprechend an. Der vielgelobte Regisseur Sebastian Baumgarten inszeniert zum ersten Mal im Zürcher Opernhaus und der als «Shootingstar» gehandelte Robin Ticciati dirigiert. Aber es kommt anders. Das Orchester La Scintilla tönt blass und häufig unrein. Das mag an der Stimmung liegen und an den Originalinstrumenten. Sicher aber auch am Dirigenten, der weder klare Akzente setzt, noch dramatische Bögen spannt.
Don Giovanni in der Kirche
Da der spanische Mönch Tirso de Molina als «Erfinder» des Don Giovanni gilt, siedelt der Regisseur Sebastian Baumgarten die Geschichte in einer Art Kirche an. Hier soll das rebellische Potenzial des Titelhelden noch deutlicher werden. Betont wird diese Aussenseiterrolle auch noch durch wilde Kostüme. Vom Affenfell bis zum teuflisch roten Mantel. Wirklich fassbar werden dadurch aber weder der Protagonist noch seine Widersacher. Vom unterwürfigen Leporello bis zur rachefreudigen Donna Anna bleiben alle Partien sowohl szenisch als auch stimmlich eher blass.
Der Schlussapplaus bei der Premiere war jedenfalls erschütternd kurz, die Buhrufe einstimmig und laut.