Eine Toilette ohne WC-Brille, ein Bett, ein Stuhl und ein Tischchen. Alles fest im Boden verankert. Das Zimmer von Markus ist karg möbliert, die Türe ist aus schwerem Stahl, wie im Gefängnis.
Markus sitzt im Sicherheitstrakt der Forensisch Psychiatrischen Klinik in Rheinau, die zur Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich gehört. Dort ist sein Alltag strikt durchgeplant. Verurteilt wurde er wegen Nötigung und Körperverletzung. Er leidet an Schizophrenie, reagierte in der Vergangenheit sehr aggressiv auf Konflikte und war daher eine Gefahr für die Öffentlichkeit, hat ein Gericht befunden.
Viel Therapie
Im Sicherheitstrakt der Rheinau muss Markus mehrere Therapien pro Tag absolvieren, häufig auch mit den anderen Straftätern zusammen. Seit eineinhalb Jahren wird Markus behandelt. Das Ziel, eines Tages wieder in Freiheit leben zu können, ohne weitere Gewalttaten zu verüben und ohne eine Gefahr für die Öffentlichkeit zu sein, ist noch weit weg. Trotzdem hat der 22jährige die Hoffnung auf Freiheit noch nicht aufgegeben: «Ich sage mir immer, dass irgendwann der Tag kommt, an dem ich mit einem Pfleger über das Areal spaziere werde, in die offene Abteilung. Das hilft mir.»
Gunther Keck ist Oberarzt in der Klinik und unter anderem verantwortlich für die Therapie von Markus. Neben der Psychotherapie spielen vor allem Medikamente eine wichtige Rolle bei der Behandlung: «Wir müssen zunächst einmal eine Symptomreduktion erzielen. Das ist bei schizophrenen Erkrankungen die Basis. Eine medikamentöse Therapie mit sogenannt antipsychotisch wirksamen Mitteln, um das gestörte Denken, was zu den Verhaltensauffälligkeiten und eben auch fremdgefährlichen Verhalten führt, zu korrigieren.»
Hohe Kosten
Ein Patient im Sicherheitstrakt der Rheinau kostet pro Patient und Tag bis zu 1879 Franken. Das sind über 58'000 Franken im Monat. Steffen Lau, Chefarzt der Forensischen Klinik in Rheinau, verteidigt die hohen Kosten. Die Betreuung der gefährlichen Patienten im Sicherheitstrakt sei sehr personalintensiv und das Gebäude so sicher wie kein vergleichbares in der Schweiz.
«Wir haben ein Angebot etabliert, das unter diesen Bedingungen arbeitet und ich glaube auch nachweislich effektiv arbeitet. Die Diskussion, ob es gerechtfertigt ist, so hohe Kosten zu verursachen, kann nicht hier in der Institution geführt werden. Wir bemühen uns, ressourcenorientiert zu arbeiten und nichts zu tun, das nicht entweder juristisch oder medizinisch gerechtfertigt ist.»
Zu wenig Therapieplätze
Im Sicherheitstrakt der Rheinau befinden sich 27 Patienten. Insgesamt fehlen in der Schweiz über 400 geeignete Therapieplätze für psychisch kranke Straftäter wie Markus. Diese Zahl hat der Strafrechtsexperte Benjamin Brägger errechnet. Er kritisiert die vielen Verurteilungen zu geschlossenen Therapien gegenüber «Schweiz Aktuell». Die Richter neigten dazu, zu viele Täter zu solchen Therapien zu verurteilen. Die Gesellschaft müsse akzeptieren, dass nicht alle Täter therapierbar seien.
*Name geändert, der Redaktion bekannt.