Wer nach der Sekundarschule keine Lehrstelle findet, hat im zehnten Schuljahr Zeit, um weiter an seinen Bewerbungen zu feilen und den richtigen Beruf zu finden. In seinem Sparprogramm will der Kanton Zürich nun die Zulassung für die sogenannten Berufsvorbereitungsschulen stärker einschränken.
Ab 2017 sollen nur noch jene Jugendliche ein zehntes Schuljahr machen können, die ein «Bildungsdefizit» aufweisen. «Jugendliche, die nicht ihren Traumberuf finden, können auch den Wunschberuf Nummer zwei ins Auge fassen und dort eine Lehre machen», sagt Hans-Jörg Höhener, stellvertretender Chef des Zürcher Mittelschul- und Berufsbildungsamtes.
Schüler und Lehrbetriebe sind kritisch
Eine Umfrage des «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» an der Berufsmesse Zürich zeigt: Sowohl Schüler als auch Lehrer finden die Sparmassnahme schlecht. «Wie soll ich Spass haben an einem Beruf, der mich gar nicht interessiert», fragt sich eine Schülerin. Eine andere erklärt: «Ich glaube es ist besser, das zehnte Schuljahr zu machen, anstatt eine Lehre die einem gar nicht gefällt.»
Die Lehrbetriebe sehen dies ähnlich. Vom Lehrlingsmangel betroffen sind beispielsweise die Coiffeure und die Bäcker. «Ich denke diese Massnahme führt dazu, dass Lehrlinge eher ihre Lehre abbrechen», betont die Coiffeur-Berufsschullehrerin Bernadette Schläpfer. Genau diese Befürchtung hegt auch der Bäcker Berufsbildner Alessandro Salinbeni: «Wenn die Bäckerlehre eine Notlösung ist, hört der Lehrling nach einem halben Jahr auf.»
Schulen müssen Auswahl treffen
Wer ab nächstem Jahr in den Berufsvorbereitungsschulen aufgenommen wird und wer nicht, müssen die Schulen selbst entscheiden. Dies sei aber nicht so einfach, sagt Ljiljana Ilic, Rektorin an der Profil-Schule in Winterthur. Man müsse nun sehr schnell Lösungen finden, wie man diese neue Verordnung umsetze. «Das Zeugnis könne ein Bildungsdefizit nicht immer aufzeigen. Wir müssen auch die Möglichkeit von Interviews in Betracht ziehen.»