Eine Razzia in einem Nachtclub im Zürcher Kreis 4 hatte am Dienstag zur Festnahme von fünf Zürcher Stadtpolizisten geführt. Den Mitarbeitenden der Fachgruppe Milieu/Sexualdelikte wird vorgeworfen, dass sie sich bestechen liessen und sich der Begünstigung, des Amtsmissbrauchs und weiterer Delikte schuldig gemacht haben. Das bestätigte die Oberstaatsanwaltschaft. Das mutmassliche Verschulden der Polizisten sei «unterschiedlich gross».
Die Oberstaatsanwaltschaft spricht in ihrer Mitteilung von einer koordinierten Aktion der Polizei und Staatsanwaltschaft. Auf die Fährte der Polizisten sei man unter anderem dank Hinweisen der Stadtpolizei gekommen. Bei den fünf Polizisten fanden am Dienstag Hausdurchsuchungen statt. Die Beschuldigten wurden der Staatsanwaltschaft übergeben.
Details des Verdachts unklar
Bei der Razzia hat die Polizei neun Personen festgenommen. Sie sollen Gäste und Freier mit deren Kreditkarten betrogen haben. Szenekenner mutmassen in Medienberichten, dass die beschuldigten Polizisten über den Kreditkartenbetrug Bescheid gewusst, aber bewusst weggeschaut haben sollen. Die Oberstaatsanwaltschaft bestätigt diese Sichtweise aber nicht.
Marco Cortesi, Sprecher von der Stadtpolizei Zürich, spricht von einem Einzelfall. Mitglieder des Corps würden zwar immer wieder einmal angeschwärzt. In der Regel erwiesen sich solche Beschuldigungen aber als haltlos.
Auch der Szenenkenner und Milieu-Anwalt Valentin Landmann nimmt das Gros der Beamten in Schutz: Die Polizisten seien nicht bestechlich. «Die Beamten sind korrekt entlöhnt und nicht darauf angewiesen, sich etwas zahlen zu lassen.»
Allerdings: Wenn ein Beamter im Rotlicht-Milieu fahnden möchte, müsse er ein offenes Ohr für die Leute dieser Sphäre haben. «Es kann sich dabei ein sinnvolles Vertrauensverhältnis ergeben», so Landmann. Aber er müsse dabei immer die professionelle Distanz wahren.
Stadtrat Richard Wolff besorgt
Der Zürcher Polizeivorsteher Richard Wolff will nun die Sache so rasch wie möglich geklärt haben und präventive Massnahmen ergreifen. Auch personalrechtliche Konsequenzen schliesst Wolff nicht aus.
Als einen der ersten Schritte will er nun die betroffene Abteilung Milieu/Sexualdelikte aufsuchen und mit den Mitarbeitern sprechen. Auf einen Schlag sind fünf Kollegen ausser Dienst – das ist fast ein Drittel der 17-köpfigen Truppe.