Zum Inhalt springen
Video
Münchenstein BL: SBB ersetzt alte Eisenbahnbrücke
Aus Schweiz aktuell vom 20.06.2024.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 49 Sekunden.

220 Tonnen Stahl SBB entfernt historische Eisenbahnbrücke in Münchenstein

Ort mit belasteter Geschichte: Vor 133 Jahren ereignete sich an dieser Stelle das schlimmste Zugunglück der Schweiz.

In einer nächtlichen Aktion entfernten die SBB die 115 Jahre alte Bahn­brücke, die in München­stein im Kanton Basel­land über den Fluss Birs führt. Ein gewaltiger Kran hob die 220 Tonnen schwere Stahl­konstruktion vorsichtig an und stellte sie zur Seite.

Nächtliche Präzisionsarbeit: 115 Jahre alte Brücke wird entfernt

Während dieser Operation durfte auf der Linie von Basel nach Laufen für drei Stunden kein Zug verkehren. Aus Sicherheits­gründen wurden auch die SBB-Fahrleitung, die Tram­fahrleitung der BLT sowie die SBB Übertragungs­leitung Kerzers – Muttenz ausgeschaltet.

Audio
Aus dem Archiv: Historische Brücke wird entfernt.
aus Regionaljournal Basel Baselland vom 20.06.2024. Bild: SRF / Markus Weber
abspielen. Laufzeit 40 Sekunden.

Die Brücke soll ersetzt werden, die neue wurde vor Ort fertiggestellt. Der Koloss wiegt 290 Tonnen und soll Ende 2024 eingebaut werden.

Es führten zwei alte Brücken über die Birs. Die «neuere» wurde nun entfernt und wird in den nächsten Tagen in ihre Einzelteile zerlegt.

Die Zukunft der älteren Brücken, die aus dem Jahr 1892 stammt und als schützenswert gilt, ist noch unklar. Bis Herbst 2024 soll entschieden werden, ob sie an einem anderen Ort wiederverwendet werden soll.

Schlimmstes Zugunglück in der Schweizer Geschichte

Am Ort, wo der Riesenkran nun hunderte Tonnen Stahl bewegte, ereignete sich vor 133 Jahren der schlimmste Zugunfall der Schweiz.

Es gibt Gruselgeschichten, dass man Beine von eingeklemmten Menschen amputieren musste.
Autor: Georg Kreis Historiker

Am 14. Juni 1891 verunglückt der Zug von Basel nach Delémont bei der Hofmatt. 73 Menschen kamen ums Leben, darunter auch Kinder. Weiter wurden 170 Personen verletzt.

«Es gibt Gruselgeschichten, dass man Beine von eingeklemmten Menschen amputieren musste. Es waren Kinder dabei, es ist einfach ein grosses Drama gewesen», sagt Historiker Georg Kreis.

Denn bei den Rettungsarbeiten hätte es am nötigen Material gefehlt, so Kreis: «Man hätte schwere Baukräne und Maschinen gebraucht, um die Wagen wieder auseinander zu nehmen und die Menschen aus den Trümmern zu befreien. Das war aber einfach nicht vorhanden.»

Ausflug ans Gesangsfest endet in Katastrophe

Rund 500 Passagiere waren im Zug, viele wollten ein Gesangsfest in Münchenstein BL besuchen. Da der Andrang für das Fest so gross war, wurden zusätzliche Wagons angehängt und eine zweite Lokomotive eingesetzt. Ein Fehler: Diese Last war für die relativ schmale Birsbrücke zu viel, wie eine Untersuchung der ETH ergab. Es kam zur Katastrophe.

Historisches Bild der eingestürzten Brücke.
Legende: Um 14.30 Uhr ist am 14. Juni 1891 die erste der beiden Lokomotiven in die Birs gestürzt. Keystone / PHOTOPRESS-ARCHIV

Entworfen hatte die Brücke Gustave Eiffel, der Vater des Eiffelturms. Das ETH-Gutachten entlastet jedoch den Ingenieur und das Baubüro von Eiffel. Ausserdem existierten zu diesem Zeitpunkt noch keine Vorschriften, wie viel Last eine Brücke aushalten muss. Wer die Schuld am Unglück trägt, ist also bis heute nicht restlos geklärt.

Die Brücke über den Birs wurde nach dem Unglück wieder aufgebaut, optisch ähnlich, aber deutlich stabiler. Und ein paar Jahre später wurde noch eine zweite Brücke errichtet.

Von der Vergangenheit zur Zukunft: Der Austausch der Birsbrücken

Beide Konstruktionen sind unterdessen weit über 100 Jahre alt und müssen erneuert werden. Dies passiert diese Tage auf spektakuläre Weise, indem sie als Ganzes weggehoben werden.

Regionaljournal Basel, 19.6.2024, 12.03 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel