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Schweiz 3,2,1…zünden! Die letzte Sprengung im Ceneri

Noch ist es ein weiter Weg, bis die ersten Züge durch den Monte Ceneri rollen. Und doch symbolisiert der Hauptdurchstich heute eine wichtige Etappe.

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Für die Mineure ist heute ein ganz spezieller Tag
aus HeuteMorgen vom 21.01.2016.
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Am 2. Juni 2006 enthüllte der damalige Bundespräsident Moritz Leuenberger bei Camorino (TI) eine Stein-Skulptur. Sie symbolisiert den Beginn der Bauarbeiten für das Bauwerk am Ceneri.

Leuenberger sagte damals im Interview mit der «Tagesschau»: «Der Ceneri-Basistunnel ist existenzieller Bestandteil des Alptransits.» Man habe eine Flachbahn durch die Alpen gewollt, der Ceneri-Tunnel sei die logische Fortsetzung des Gotthard-Basistunnels. «Ohne ihn hätte der neue Gotthardtunnel überhaupt keinen Sinn. Die Flachbahn könnte nicht verwirklicht werden.»

Seither sind knapp neuneinhalb Jahre vergangen. Und an den Aussagen des damaligen Bundespräsidenten hat sich nichts geändert.

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Baubeginn am Ceneri
Aus Tagesschau vom 02.06.2006.
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Allerdings: Mit dem Hauptdurchstich ist man dem Ziel einer Flachbahn durch die Alpen ein grosses Stück näher gerückt. Denn der Ceneri-Basistunnel ist das letzte entscheidende Puzzle-Teil im Projekt der neuen Alpentransversalen (Neat). So ist der Lötschbergtunnel schon in Betrieb und auch durch den Gotthard-Basistunnel brausen bereits Züge – wenn auch erst zu Testzwecken.

Durchschläge gegen Süden bereits erfolgt

Ein wichtiger Meilenstein war im Dezember vergangenen Jahres die Einweihung des Viadukts Lugano-Bellinzona. Dieser dient als Zubringer beim Nordportal des Ceneri-Basistunnels. Auf dem rund 1000 Meter langen Bauwerk werden künftig die Züge in Richtung Norden fahren. Auf dem 480 m langen Viadukt Bellinzona-Lugano fahren die Züge in Richtung Süden. Die Fertigstellung wurde mit einem spektakulären Feuerwerk gefeiert.

17. März 2015, 11.41 Uhr: Mit einem lauten Knall und grossem Getöse stürzen Gesteinsmassen weg. Eine dichte Staubwolke breitet sich aus. Zurück bleibt ein Schutthaufen im Ceneri. Dann ertönt Jubel und Applaus. Auf dem Schutthaufen erscheinen Arbeiter in Schutzkleidung – orange und grüne Helme auf dem Kopf. Mineure, Ingenieure und Gäste freuen sich: Mit der Sprengung wurde die Weströhre des Ceneri-Basistunnels in Richtung Süden durchbrochen. Ein weiterer wichtiger Moment auf dem Weg zur Vollendung des Bauwerks.

Rund zwei Wochen nach der Weströhre war auch in der Oströhre des Ceneri-Tunnels der letzte Meter Fels gen Süden ausgebrochen. Heute folgte nun der Durchschlag gegen Norden. Dank dem sogenannten Zwischenangriff mit dem Fensterstollen von Sigirino konnte der Vortrieb in beide Richtungen erfolgen.

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Erster Durchschlag im Ceneri-Basis-Tunnel
Aus Tagesschau vom 17.03.2015.
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Hohe Erwartungen im Tessin

Der 15,4 Kilometer lange Ceneri-Basistunnel soll im Jahr 2020 in Betrieb genommen werden. Es handelt sich um das zweitgrösste Tunnelbauprojekt der Schweiz.

Dank ihm und dem Gotthard-Basistunnel können die Züge die Schweiz in Nord-Süd-Richtung künftig ohne grosse Steigungen durchfahren. Das eigentliche Kernstück, der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel zwischen Erstfeld (UR) und Bodio (TI), soll im kommenden Dezember betriebsbereit sein.

Mit der Inbetriebnahme der beiden Tunnels rückt der Kanton Tessin deutlich näher an die Deutschschweiz. Denn die Reisezeit Zürich-Lugano verkürzt sich um mehr als eine Stunde. Darum sind die Erwartungen an das Bauwerk besonders im Südkanton hoch.

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Das Tessin rüstet touristisch auf
Aus Schweiz aktuell vom 04.01.2016.
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Überzeugungsarbeit ist gefragt

Die Inbetriebnahme des Gotthard- und Ceneri-Basistunnels wird für den Tessiner Tourismus Folgen haben. Die Neat könnte das Tessin ähnlich stark prägen, wie die Eröffnung der Gotthard-Bahn im 19. Jahrhundert, zitiert der «Tages-Anzeiger» Omar Gisler. Gisler ist Sprecher des Tourismusverbands Ticino Turismo. Das Tessin könne zu einer Art «Naherholungsgebiet des Mittellandes avancieren», sagt Gisler.

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«Das Tessin braucht mehr koordinierte Tourismus-Angebote»
aus SRF 4 News aktuell vom 21.01.2016.
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Gleichzeitig warnt Gisler: Ebenso schnell wie die Gäste ins Tessin gelangen, könnten sie aber auch wieder verschwinden. Die Tessiner Hotellerie und Gastronomie müssten deshalb bei ihren Gästen noch stärkere Überzeugungsarbeit leisten, damit diese auch länger blieben, erklärt Gisler. Die Neat stärke auch die italienische Konkurrenz.

Gemäss einer Studie des Tessiner Departments für Wirtschaft von 2014 könnten im Kanton mit Eröffnung der beiden Basistunnels zwischen 700 und 1400 Arbeitsplätze entstehen, schreibt das Blatt weiter. Und so mag es wie Musik in den Ohren vieler Tessiner geklungen haben als Moritz Leuenberger beim Beginn der Bauarbeiten sagte: «Der Ceneri-Tunnel ist so etwas wie der siamesische Zwilling des Gotthards.»

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