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Schweiz «Arena»: Sollen homosexuelle Paare Kinder adoptieren dürfen?

Auch Lesben und Schwule wollen Familien gründen. Mit dem neuen Adoptionsrecht könnten Kinder bald von Papi und Papi grossgezogen werden. Doch nicht alle begrüssen diese Entwicklung, sehen das traditionelle Familienbild entwertet. So wurde in der «Arena» lebhaft über Rechte und Werte diskutiert.

Homosexuelle sollen künftig Kinder ihrer Partner oder Partnerinnen adoptieren dürfen. Der Ständerat hat am vergangenen Dienstag der Modernisierung des Adoptionsrechts zugestimmt.

In der «Arena» diskutieren:

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Kritiker fragen sich nun, wo das hinführen soll. Für die Stiefkinder-Adoption hat beispielsweise Sebastian Frehner, Nationalrat SVP/BS, noch ein gewisses Verständnis. «Da geht es um sozialversicherungsrechtliche und erbrechtliche Ansprüche. Ich vermute aber, dass dies eben nur der Anfang ist, dass man danach anstrebt, auch fremde Kinder adoptieren zu können, Kinder die biologisch nicht von den beiden Elternteilen stammen.»

Keine Gleichberechtigung

Dies sei jetzt schon der Fall, entgegnet Kathrin Bertschy , Nationalrätin GLP/BE. Auch Alleinstehende seien zum Adoptionsverfahren zugelassen. Dort prüfe man nicht, was ihre sexuelle Orientierung sei. So gebe es heutzutage keine Gleichberechtigung.

«Im Prinzip kann ein homosexueller Alleinstehender heute ein Kind adoptieren. Aber sobald ein Paar die Beziehung auf ein rechtlich verbindliches Fundament bringen will und eine eingetragene Partnerschaft eingehen will, dann spricht man ihnen dieses Recht ab und die Fähigkeit, dass sie Kinder erziehen können.»

Rechtliche Sicherheit

Hans-Peter Portmann , Nationalrat FDP/ZH, betont, dass es in der aktuellen Diskussion um Kinder gehe, die bereits existieren. Ein Kind, welches bereits jahrelang geborgen bei einem gleichgeschlechtlichen Paar aufgewachsen sei, sollte beim Todesfall eines Elternteils nicht den ganzen administrativen Prozess durchlaufen müssen, damit es beim verbleibenden Elternteil bleiben könne.

In den Augen von Wilf Gasser , Präsident Schweizerische Evangelische Allianz, gibt es jedoch bereits heute Lösungen für solche Situationen. «Dies kann man bereits heute mit der Einzeladoption lösen. Da braucht es keine neue gesetzliche Regelung.» In dem Fall sei es wohl so, dass man im Kindswohl dem verbleibenden Partner das Kind anvertraue.

«Es geht dabei nicht um die Rechte von Erwachsenen», so Gasser. «Sondern um die Frage: Was wirklich für das Kind das Beste ist.» Wenn man die Tür zu weit öffne, könne plötzlich sogar das Thema Leihmutterschaft zur Selbstverständlichkeit werden. «Es gibt Entwicklungen, die mir Sorge bereiten.»

Gleicher Schutz für alle

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Auch über Familienbilder wurde in der «Arena» kontrovers diskutiert. Bertschy betont, dass Lebensformen und Lebensrealitäten heute vielfältig seien. «Schon längst wachsen nicht alle Kinder in traditionellen Familien auf. Schon längst sind nicht alle mehr verheiratet. Wir haben Patchwork-Familien, Ein-Eltern-Familien und zunehmend auch Regenbogenfamilien. Und all diese Kinder verdienen den gleichen Schutz und die gleichen Rechte. Und die gestehen wir ihnen heute nicht zu.»

Die Fähigkeit, dass man einem Kind Geborgenheit geben kann, ist unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung.
Autor: Kathrin Bertschy Nationalrätin GLP/BE

SVP-Nationalrat Frehner hält fest, dass wir in einer sehr freiheitlichen Gesellschaft leben. Doch jeder habe das Gefühl, er könne sich so ausleben, wie er gerade Lust habe. Und danach müsse der Staat dies legalisieren. «Doch der Staat muss gewisse Sachen einschränken. Und nun diskutieren wir darüber welche.»

Von Religiösem und Biologischem

Frehner betrachtet die Situation nüchtern: «Der liebe Gott hat – ob man nun religiös ist oder nicht – dafür gesorgt, dass Mann und Frau Kinder bekommen können. Und hat sich dabei irgendetwas gedacht, wahrscheinlich.» Seiner Meinung ist das Kindswohl am besten gewahrt, wenn es einen Vater und eine Mutter hat, und das Kind am besten noch biologisch von ihnen abstammt.

Peter Schneider , Psychoanalytiker und Schriftsteller, bilanziert, dass in der Diskussion vieles vermischt wurde: Moralische Vorstellungen, biologische Vorstellungen, Gott und Natur. Seiner Meinung nach, sollte die Diskussion auf eine gesetzliche Ebene gebracht werden. «Man muss sich klarmachen, dass die Ehe eine gesetzliche Institution ist und keine biologische.»

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