Jeden dritten Tag stirbt in der Schweiz ein Mensch, weil kein lebensrettendes Organ für ihn zur Verfügung steht. Diesen Missstand will der Nationalrat ändern. Er hat sich dafür ausgesprochen, die Widerspruchslösung einzuführen: Hat sich eine Person vor ihrem Tod nicht explizit gegen eine Organspende ausgesprochen, geht man von einer Zustimmung aus.
Das Thema ist heikel – die Meinungen gehen weit auseinander. SRF News Online hat nachgefragt.
Pro: «Körper soll Ersatzteillager sein»
Beda Stadler, Immunologie-Professor an der Universität Bern, ist mit dem Ergebnis im Nationalrat zufrieden. «Es hat niemand etwas davon, von Würmern gefressen zu werden», sagt Stadler im Gespräch mit «SRF». Der Körper solle ein Ersatzteillager sein.
«Mit der neuen Regelung werde schon bald jedes kleine Kind wissen, dass man mit dem eigenen Körper sieben weitere Menschen retten kann.» Organspenden werde bald die Akzeptanz wie Blutspenden haben. Das ganze Interview mit Befürworter Stadler lesen Sie hier .
Contra: «Organspende untergräbt Menschenrechte»
Ganz anderer Meinung ist Medizinethikerin Ruth Baumann-Hölzle. «Kein Mensch hat Anspruch auf Organe von anderen Menschen», so Baumann-Hölzle. Die Organspende untergrabe die Menschenrechte.
«Das Abwehrrecht des Einzelnen muss dem Einforderungsrecht von anderen Personen stets vorgezogen werden», fordert Baumann-Hölzle im Interview mit SRF News Online. Die automatische Organspende passe nicht in die Schweizer Demokratie. Das ganze Interview mit Gegnerin Baumann-Hölzle lesen Sie hier.