Der Bund plant für den Kriegs- und Krisenfall ein eigenes, abhörsicheres Kommunikationsnetz. Das «Führungsnetz Schweiz» soll 2,5 Milliarden kosten. Auch Dritte sollen Zugang zum Netz erhalten und das Glasfasernetz im Alltag nutzen dürfen.
Das bestätigt André Duvillard, Delegierter des Sicherheitsverbunds Schweiz. Er leitet und koordiniert das Projekt im Auftrag des Bundesrats. Duvillard will, dass im Vergleich zum bestehenden Verteidigungsnetz Schweiz neben der Armee und den Blaulichtorganisationen vermehrt auch Dritte dieses Netz nutzen dürfen.
Das könnten AKW, Flughäfen, Nahrungsmittelverteilzentren und Schweizer Banken sein. Aus seiner Sicht wären das allesamt Firmen und Institutionen, welche im Katastrophenfall die Funktions- und Handlungsfähigkeit des Landes aufrechterhalten.
Kostenbeteiligung der Banken soll verhandelt werden
Banken sollen dabei im Krisenfall den Geld- und Zahlungsfluss im Land gewährleisten. «Im letzten Juni gab es die strategische Führungsübung des Bundesrats. Das Szenario war eine Cyberattacke und die Banken waren stark betroffen. Es gab keine Möglichkeit mehr Zahlungen vorzunehmen», so Duvillard.
Unbestritten ist der Zugang für die Nationalbank zum neu geplanten Netz. Zur Diskussion stehen weiter Kantonalbanken, die UBS, CS, Postfinance und Raiffeisen. Diese sollen das Netz nicht nur im Krisenfall nutzen können. «Wenn gewisse Akteure das Netz im Alltag brauchen, ist es viel einfacher dieses Netz in der Krise zu brauchen», erklärt Duvillard.
Wie und ob sich die Banken an den Kosten des Netzes beteiligen sollen, wird Gegenstand der Verhandlungen. Die Banken wollten sich zum Thema noch nicht äussern, weil das Projekt erst in der Anfangsphase sei.
«Netz inklusive der Banken wäre ein attraktives Ziel»
IT-Sicherheitsexperte Guido Rudolphi von der internationalen Firma NetMon sieht im Netzzugang der Banken ein erhöhtes Risiko für das abhörsichere Bundeskommunikationsnetz.
Daten von Schweizer Banken seien weltweit heissbegehrt. «Man kann dann ein Netz angreifen, hat die Daten vieler Banken und als Zugemüse noch die Daten eines Staates. Das ist ein sehr attraktives Angriffsziel.»
In den nächsten Wochen wird der Bundesrat das Netzprojekt beraten. Dann braucht es die Zustimmung des Parlaments. Für den Bau und die Inbetriebnahme hat André Duvillard einen Zeitplan vorgelegt. Das Netz soll 2020 funktionsfähig sein.
(maiu;webk)