SRF News: Der Bundesrat möchte dem Bundespersonal auch 2017 keine generelle Lohnerhöhung geben. Was bedeutet das?
Maria Bernasconi: Das bedeutet für das Personal einmal mehr, dass es Opfer bringen muss für die Bundesfinanzen. Wir sind empört und enttäuscht, weil dies schon zu zweiten Mal in Folge geschieht. Bereits 2016 gab es keine generelle Lohnerhöhung. Das ist enorm frustrierend, weil der Bund die letzten Jahre gleichzeitig immer wieder Milliardenüberschüsse erzielte.
Der Bund prophezeit 2017-2019 ein grosses Loch in der Staatskasse. Da ist es doch nur fair, wenn auch das Personal seinen Beitrag leistet, um dieses Loch zu stopfen.
Dieses Loch wird nun schon seit mehreren Jahren vorausgesagt. Aber es hat sich immer wieder als falsch herausgestellt. Der Bund schrieb jahrelang Überschüsse. Wir haben den Eindruck, dass hier der Teufel an die Wand gemalt wird, um dann Sparpakete durchsetzen zu können.
Die Anstellungsbedingungen und Löhne des Bundes sind immer noch attraktiv im Vergleich zur Privatwirtschaft.
Wenn Sie die Löhne vergleichen, müssen sie diese mit jenen Firmen vergleichen, die dem Bund gleichgestellt sind – und das sind die grossen Firmen. Kürzlich sind Studien erschienen, die aufzeigen, dass die Löhne bis in die mittleren Lohnklassen beim Bund tiefer sind als bei den Unternehmen.
In der letzten Zeit musste der Bund immer mehr Spezialisten anstellen, die eine sehr hohe Ausbildung und viel Erfahrung haben. Diese sind sich ein gewisses Lohnniveau gewöhnt und deshalb ist es nicht einfach, solches Personal zu finden, wenn jedes Jahr neue Sparpakete geschnürt werden.
In der Privatwirtschaft ist man sich gewohnt: Wenn es dem Betrieb finanziell nicht gut geht, liegen keine Lohnerhöhungen drin. Wieso sollte dies beim Bund anders sein?
Wenn es in der Privatwirtschaft Erfolg gibt, erhalten die Angestellten einen Bonus. Das haben die Bundesangestellten nie erhalten. In den letzten Jahren hat der Bund Überschüsse im Budget erzielt, doch die Angestellten bekamen davon nichts zu sehen. Wenn man Vergleiche mit der Privatwirtschaft zieht, muss man beide Seiten berücksichtigen – nicht nur die negativen.
Das Gespräch führte Angelo Zehr.