- Bundesrat schickt eine Revision des Aktienrechts in die Vernehmlassung
- Die Quote gilt für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat in börsenkotierten Unternehmen
- Jedes Geschlecht muss zu 30 Prozent vertreten sein
- Umsetzung innert der nächsten fünf Jahre
- Bei Nichtumsetzung müssen Unternehmen Gründe darlegen
- Gleichzeitig wird Abzocker-Initiative auf Gesetzesstufe umgesetzt
Der Bundesrat hat die Revision des Aktienrechts in die Vernehmlassung geschickt. Vorgesehen ist allem voran eine Geschlechterquote für wirtschaftlich bedeutende, börsenkotierte Gesellschaften. «Wir haben auf die grössten Unternehmen fokussiert, es dürfte aber auch für andere Unternehmen zum Gesprächsthema werden», erklärte Justizministerin Simonetta Sommaruga vor den Medien.
Gemäss ihren Angaben sind 250 Gesellschaften betroffen, die einer ordentlichen Revision unterliegen und wahlweise zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: Eine Bilanz von mindestens 20 Millionen Franken, ein Umsatz von mindestens 40 Millionen Franken, mindestens 250 Angestellte.
Sommaruga: «Selbstregulierung führt nicht zum Ziel»
Die Unternehmen sollen sich nun innerhalb von fünf Jahren an die Geschlechterrichtwerte anpassen. Wird das Ziel verfehlt, kommt ein so genannter «Comply-or-Explain»-Ansatz zur Anwendung. Das heisst: Die Gesellschaften müssen im jährlichen Vergütungsbericht die Gründe sowie die bereits umgesetzten und die geplanten Massnahmen nennen.
Selbstregulierung führe nicht zum Ziel, begründete Sommaruga die neue Stossrichtung und betonte: «60 Prozent der börsenkotierten Gesellschaften haben immer noch keine Frau drin.» Sie zeigte sich überzeugt, dass damit «ziemlich Druck» entsteht, auch wenn der Wert von 30 Prozent noch immer bescheiden sei. .
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Bild 1 von 8. Nayla Hayek, 63, ist die einzige Verwaltungsrats-Präsidentin eines Unternehmens des Schweizer Börsenindex SMI. Die Swatch-Chefin spricht Arabisch, was bei Geschäften mit reichen Golfstaaten förderlich ist. Ausserdem betreibt sie eine eigene Araberpferde-Zucht. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 8. Mary Francis, 66. Seit einem Jahr ist die Britin im Verwaltungsrat der Swiss Re. Als Prinzessin Diana 1997 verunfallte, war Francis stellvertretende Privatsekretärin der Queen. Einblick in die Regierungsgeschäfte Grossbritanniens erhielt sie als Privatsekretärin von Premier John Major. Bildquelle: swiss re.
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Bild 3 von 8. Barbara Frei, 44, ist der weibliche Shooting-Star unter den Verwaltungsrätinnen. Die Swisscom holte die Maschineningenieurin ETH vor einem Jahr in den Verwaltungsrat. Frei leitet bei der ABB den Konzernbereich Antriebe und Steuerung mit 6'000 Mitarbeitenden in 80 Ländern. Bildquelle: swisscom.
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Bild 4 von 8. Rajna Gibson Brandon, 52, Swiss Re. Bereits mit 25 Jahren doktorierte Gibson Brandon in Genf. Die Finanzmarkt-Theoretikerin leitete das Swiss Finance Institute der Uni Zürich und war Mitglied der Bankenkommission. 2008 gründete sie in das Geneva University Finance Research Institute. Bildquelle: swiss re.
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Bild 5 von 8. Béatrice Weder di Mauro, 49, sitzt im Verwaltungsrat der Roche und der UBS. Die Wirtschaftswissenschafterin war als erste Frau im «Rat der Wirtschaftsweisen» und beriet die deutsche Regierung in komplexen Wirtschaftsfragen. Di Mauro ist in Guatemala aufgewachsen, hat in Basel studiert und spricht sieben Sprachen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Wan Ling Martello, 56, ist die einzige Frau im Nestlé–Verwaltungsrat. Die Finanzchefin arbeitete früher bei Walmart, einem wichtigen Kunden von Nestlé. Wang ist US–Bürgerin chinesisch-philippinischer Herkunft. Sie spricht Englisch, Mandarin, den chinesischen Dialekt Hokkien und Tagalog, was in den Philippinen gesprochen wird. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 8. Susan L. Wagner, 53, ist seit diesem Jahr im Verwaltungsrat der Swiss Re. Sie hat in den USA Wirtschaft studiert und gilt laut dem US–Magazin Forbes als eine der 50 mächtigsten Geschäftsfrauen der Welt. Die Amerikanerin ist Mitbegründerin des Investmentriesen Blackrock. Im gleichen Unternehmen ist heute Ex-Nationalbankchef Philipp Hildebrand tätig. Bildquelle: Swiss Re.
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Bild 8 von 8. Catherine Mühlemann, 48, ist Swisscom-Verwaltungsrätin. Die Medienmanagerin zeigte als Chefin von MTV, was sie kann. Sie verantwortete 20 Fernsehkanäle in 25 Ländern. 2008 gab sie ihren Posten ab. Sie ist nun als selbständige Medienmanagerin tätig. Sie ist Mitglied des Aufsichtsrates «Messe Berlin» und Vorstandsmitglied von «Schweiz Tourismus». Bildquelle: Swisscom.
Gesetzliche Anpassungen nach Abzocker-Initiative
Mit der Revision des Aktienrechts will der Bundesrat auch die Abzocker-Initiative auf Gesetzesstufe umsetzen. Derzeit ist das Volksbegehren auf Verordnungsstufe realisiert. Nun werden unter anderem die Regeln für Antrittsprämien und goldene Fallschirme gesetzlich verankert. Prämien im Zusammenhang mit Konkurrenzverboten will der Bundesrat davon abgrenzen. Die Sorgfaltspflichten der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung bei der Vergütungspolitik sollen präzisiert werden.
Transparenz im Rohstoffsektor
Weiter will der Bundesrat mehr Transparenz im Schweizer Rohstoffsektor gewährleisten. Die vorgeschlagenen Bestimmungen lehnten sich an das EU-Recht an, schreibt das Justiz- und Polizeidepartement. Sie verpflichten die in der Rohstofförderung tätigen Unternehmen, ihre Zahlungen an staatliche Stellen offenzulegen. Die Regelung erfasst börsenkotierte und grosse Unternehmen, die Mineralien, Erdöl, Erdgas und Holz fördern.
So sollen diese Unternehmen in einem Bericht Zahlungen ab 120'000 Franken pro Geschäftsjahr offenlegen. Weiter soll der Bundesrat ermächtigt werden, diese Transparenzbestimmungen im Rahmen eines international abgestimmten Vorgehens auf Unternehmen auszudehnen, die mit Rohstoffen handeln.
Schliesslich enthält die Revision Teile, welche das Parlament wegen der Abzocker-Initiative an den Bundesrat zurückgewiesen hatte. Dazu zählen die Liberalisierung der Gründungs- und Kapitalbestimmungen, die Verbesserung der Corporate Governance auch bei nicht börsenkotierten Gesellschaften und die Nutzung elektronischer Mittel bei der Generalversammlung.