Guy Parmelin lebt mit seiner Frau auf dem Familienhof im waadtländischen Bursins, zusammen mit seinem Bruder und dem Vater. Sein schwerer aber schneller Schritt lässt erahnen, dass er früher mit anpackte.
Heute kümmert er sich um die Büroarbeit. Seine Familie baut 30 Hektaren Getreide und 5 Hektaren Wein an. Der Rebensaft wird allerdings nicht verkauft. Dieser sei für die Familie, Freunde oder Militärkollegen reserviert, sagt der Bundesratskandidat.
Stramm auf Blocher-Linie
Parmelin gibt sich gern als «gmögiger» Waadtländer, doch er politisiert stramm auf Blocher-Linie. In seiner Laufbahn sei er immer mehr nach rechts gerutscht, gibt er zu. 1992 befürwortete er noch den EWR-Beitritt, 2014 sass er im Komitee der Masseneinwanderungsinitiative.
Die Waadtländer SP-Ständerätin Géraldine Savary verlangt denn auch, dass sich Parmelin wieder seiner alten, bäuerlichen Werte erinnere, wenn er gewählt werden wolle. Er entstamme dem ländlichen Flügel der SVP und weiche doch ab und zu von der Parteilinie ab. So hat er etwa für die Präimplantationsdiagnostik gestimmt.
Doch der SVP-Mann zerschlägt Savarys Hoffnungen sogleich: «Es gibt nicht mehr einen Blocherflügel und einen Bauernflügel in der SVP», betont er. Es gebe nur noch das SVP-Parteiprogramm, das auch er unterschrieben habe. Parmelin ist ein guter Parteisoldat; auf Geheiss der Partei ging der Landwirt 2003 in die Gesundheitskommission.
Parmelin von seinen Kompetenzen überzeugt
Nun hat ihn die SVP als ihren Westschweizer Bundesratskandidaten vorgeschlagen. Dies sei lediglich eine Alibi-Kandidatur, sagen viele. Denn schliesslich seien die Romands bereits mit zwei Bundesräten vertreten. Doch für Parmelin gibt es nicht nur geografische Kriterien. Denn wenn man nach diesen gehen würde, müsste man als nächstes sowieso einen Tessiner wählen. Für den Waadtländer sind die Kompetenzen, die er mitbringe, wichtiger.
So attestiert ihm FDP-Nationalrätin Isabelle Moret eine gute Dossierkenntnis, mit der sich Parmelin in der Gesundheitskommission einen Namen gemacht habe. Er sei kompetent und kompromissfähig – vielleicht mehr als die anderen beiden Kandidaten. Doch auch bei Parmelin kommt der Kompromiss erst ganz am Schluss: «Zuerst muss man seine Überzeugungen vertreten», sagt er. Doch am Schluss müsse man einen Kompromiss eingehen können, um nicht ein ganzes Projekt zu gefährden.
Stimmen die Romands für Parmelin?
Parmelins Überzeugungen sind klar in der SVP-Doktrin verankert. Im Bundeshaus wird er denn auch nicht in erster Linie als Romand wahrgenommen, sondern als SVP-Mann. Entsprechend würden sich die Westschweizer nicht unbedingt durch ihn gestärkt fühlen, gibt FDP-Nationalrätin Moret zu bedenken.
So gebe es bestimmt den einen oder anderen Romand, der sich sage, dass man besser nicht Guy Parmelin wählen würde, wenn man den zweiten Bundesratssitz der SP und der SVP in der Westschweiz behalten wolle. Das könnte für Parmelin in der Tat eine Hürde werden. Moret schätzt ihren Kollegen, doch sie will nicht sagen, für wen sie stimmen wird. Auch SP-Ständerätin Savary lässt dies offen. Sie sagt lediglich: «Er ist sicher nicht unwählbar.»
Es schlägt die Stunde des Guy Parmelin, trotzdem ist es möglich, dass er am 9. Dezember genauso schnell wieder in der Versenkung verschwindet wie er daraus hervorgekommen war.