Der Tessiner Norman Gobbi ist einer der drei offiziellen Kandidaten der SVP für die Wahl in den Bundesrat.
Gobbi ist 39 Jahre alt, er hat ein Studium in Kommunikations- und Wirtschaftswissenschaft abgeschlossen. Seine politische Karriere hat er bei der Lega dei Ticinesi gemacht; als einziger der drei SVP Kandidaten ist er ein Regierungsrat und das seit dem Jahr 2011.
Am Fest der Lega dei Ticinesi vor ein paar Monaten ahnte niemand, was noch kommen würde. Gobbi kam auf die Bühne und rief: «Wir sind noch immer da, und das ist das Gröbste, was der FDP und der CVP passieren kann.»
Der Mann, der den Saal zum Kochen brachte, ist heute Bundesratskandidat. Die Grenze in Österreich war damals dicht und Frankreich hatte das Schengen-Abkommen aufgehoben. «Grenze zu!» forderte Gobbi.
Bruch mit den Asyl- und dem Völkerrecht
Nun, als Bundesratskandidat, muss Gobbi diesen Bruch mit dem Asyl- und Völkerrecht erklären. «Das Tessin und die Schweiz waren das einzig offene Tor Richtung Norden vom Mittelmeer her. Es war auch ein Zeichen, dass Sofortmassnahmen ergriffen werden sollten.» Dank seinem Vorstoss habe der Bund Massnahmen getroffen.
Seine Forderung hat weitherum Schlagzeilen gemacht. Genauso wie die Aussage, dass das Steuerabkommen mit Italien nichts bringt. Die für das Tessin wichtigen Lösungen bei der Quellensteuer und beim Marktzugang für Schweizer Banken in Italien waren vertagt worden. Während Schweizer Diplomaten mit Rom verhandelten, legte sich Norman Gobbi, Präsident der Kantonsregierung in Bellinzona, schon quer. «Die zwei Hauptziele wurden nicht erreicht, deshalb sollte man auch etwas Druck gegenüber Italien machen.»
«Kesseltreiber»
Paolo Bernasconi, der ehemalige Staatsanwalt, ist erklärter Gegner der Lega dei Ticinesi. Die Lega sei die Partei der Fremdenfeindlichkeit und der Angst, sagt Bernasconi. Gobbi sei ein Kesseltreiber, sein Verhältnis zu Italien sei gestört. «Während der letzten Jahre hat die Schweiz alle politischen Alliierten im Ausland verloren. Deshalb braucht man nur Bundesräte, die verhandeln können.» Gobbi hingegen sei eine politische Figur, die Brücken abbreche und Brücken abbrechen wolle.
Gobbis Mutter war in Sport- und Kultur-Vereinen aktiv, der Vater diente als Berufsunteroffizier. Mit 15 Jahren erlebte Norman Gobbi die EWR-Abstimmung mit, die ihn politisierte.
1996 zog er ein ins Gemeindeparlament von Quinto ein. Der junge Gobbi war dort in der Opposition und stiess auf Franco Celio, den FDP-Grossrat, der sein Lehrer gewesen ist. Celio sieht in Norman Gobbi noch immer den intelligenten Jungen, der er früher war, der sich anzupassen wusste. Mit diesem liess sich in der Politik gut zusammenarbeiten. Das Amt des Bundesrates würde er mit Würde tragen, ist Celio überzeugt, genauso wie er das in der Kantonsregierung tat.
Blocher habe einen einheitlichen Rechtsblock gefordert
Seit einem Monat ist der Lega-Mann Norman Gobbi auch Mitglied der SVP. Christoph Blocher und Toni Brunner hätten Gobbi gesagt, er müsse im Tessin einen Rechtsblock gründen, eine Einheitsfront, berichtet der Tessiner SVP-Präsident Gabriele Pinoja. Eine Einheitsfront, die der mächtigen Tessiner FDP gefährlich werden soll. Das ist der Masterplan hinter Gobbis Kandidatur.
Ein Problem aber bleibt: Das Lega-Gratisblatt «Mattino della Domenica» bezeichnet den Bundesrat als die sieben Hohlköpfe oder Tölpel. Will er einer von denen werden? Der «Mattino» sei das eine, seine Bundesratskandidatur das andere. Er sehe sich als sehr loyal, kritisch und auch pflichtbewusst.